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  • Bischof Luiz Fernando Lisboa, Bistum Pemba, Mosambik.
  • Bischof Luiz Fernando Lisboa, Bistum Pemba, Mosambik.
  • Flüchtlinge der Provinz Cabo Delgado, Mosambik.
  • Ordensschwestern der Gemeinschaft "Töchter des Unbefleckten Herzens Mariens" in Mosambik

Mosambik: Ordensfrauen fürchten, dass Dschihadisten die Kontrolle über die Provinz Cabo Delgado übernehmen könnten

Schwer bewaffnete, angeblich zur Gruppe Al Sunnah wa Jama'ah (ASWJ) gehörende Aufständische, griffen am vergangenen Wochenende erneut die nordmosambikanische Hafenstadt Mocímboa da Praia an, verbreiteten Panik und zwangen die Bevölkerung zur Flucht.

Die Ordensschwester Graça António Guitate von den Töchtern des Unbefleckten Herzens Mariens bestätigte gegenüber dem portugiesischen Zweig des Hilfswerks «Kirche in Not (ACN)»,dass „der Angriff am Samstag gegen fünf Uhr morgens begann“. Die Kämpfe zwischen den Terroristen, die behaupten, mit dem IS verbunden zu sein, und der Armee dauerten „bis Mittag“ an und forderten viele Opfer. „Von Schäden an der Infrastruktur wird zwar nicht berichtet, aber es heisst, dass viele mosambikanische Soldaten getötet wurden“, erklärte die Ordensschwester, die in der weiter südlich gelegenen Provinzhauptstadt Pemba lebt.

Zahlreiche Flüchtlinge
Mocímboa da Praia liegt etwa 100 km südlich von Afungi, wo zurzeit Anlagen zur Verarbeitung der riesigen Offshore-Gasreserven Mosambiks gebaut werden. Laut der südafrikanischen Online-Zeitung Daily Maverick ist der jüngste Angriff der vierte Angriff auf die Stadt. Er dürfte die ausländischen Energiekonzerne, die die Gasfelder ausbeuten, noch zusätzlich beunruhigt haben.
In ihren Mitteilungen an «Kirche in Not (ACN)», beschreibt Schwester Graça ein „Bild des humanitären Chaos“ in der Region Pemba, wohin bereits seit Wochen Tausende von Menschen wegen der Dschihadisten-Angriffe fliehen: „Viele Menschen sind auf der Flucht. Wir kennen zwar deren jetzige Gesamtzahl nicht, aber darunter sind Kinder, Frauen und Männer, sehr viele Menschen. Die Regierung leistet Hilfe, und auch wir als Diözese betreuen sie. Vor zwei Wochen war Bischof Luiz, unser Bischof, in Metuge, wohin er einige Schutzmasken [brachte]. Die Diözese hilft über die Caritas mit Lebensmitteln. Wir überlegen ausserdem, ob wir auch moralische Unterstützung anbieten können, denn die Menschen brauchen nicht nur Nahrung, sondern auch geistliche Begleitung. Denn sie haben gesehen, wie ihre Eltern und ihre Geschwister enthauptet wurden ...“

Klares Ziel der Dschihadisten
Auch Schwester Joaquina Tarse, die ebenfalls der Kongregation der Töchter des Unbefleckten Herzens Mariens angehört, sandte eine Mitteilung an das Hilfswerk, in der sie auf die „alarmierende Situation“ im Norden Mosambiks hinweist. Sie bringt die Befürchtung zum Ausdruck, dass bewaffnete Gruppen die gesamte Provinz Cabo Delgado kontrollieren könnten. „Am Anfang“, so die Ordensschwester in Bezug auf die ersten Angriffe, „schien das Interesse [der bewaffneten Gruppen] ausschliesslich auf den nördlichen Teil der Provinz gerichtet zu sein. Aber heute ist klar, dass sie die ganze Provinz übernehmen wollen, weil sie sich bereits im Süden von Cabo Delgado ausbreiten.“ Laut Schwester Joaquina sagen die Dschihadisten, „wenn sie auf Menschen treffen: ‚Wenn ihr fliehen wollt, lauft, so weit ihr könnt in die Provinz Nampula oder in eine andere Provinz’. Sie beabsichtigen, ganz Cabo Delgado zu erobern“, sagt sie.

Solidarität in der Not
Die Ordensschwestern versuchen zu helfen, indem sie „psychologischen, religiösen und moralischen Trost spenden, materielle Hilfe geben und den bestmöglichen Empfang bieten“.
Auf Bitten von Bischof Luiz Fernando Lisboa wird das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» Existenzhilfe für vier Ordensgemeinschaften von Schwestern sowie Messstipendien für die Priester der Diözese Pemba zur Verfügung stellen. Der Bischof schätzt, „dass mehr als 1100 Menschen brutal ermordet und Hunderte vermisst werden sowie mehr als 200 000 Menschen ihre Häuser verlassen mussten, um in anderen Teilen der Provinz oder in jüngster Zeit in den Nachbarprovinzen Zuflucht zu suchen“. Laut Bischof Lisboa „sind Dutzende von Dörfern völlig verlassen“. In seinem Projektantrag erinnert er daran, dass „die Menschen [ihre Felder] nicht bewirtschaften können, und dies zu Hunger führt“.
Die Situation der Gewalt in Cabo Delgado gehörte zu den Hauptthemen bei der Sitzung der mosambikanischen Bischofskonferenz vom 9. bis 13. Juni. In einem am Ende des Treffens veröffentlichten Brief an die Bevölkerung von Cabo Delgado prangerten die Bischöfe „die Gräueltaten an, die in der Provinz begangen werden“. Sie zeigten sich traurig darüber, dass die Menschen „weit weg gehen und Zuflucht suchen müssen, ohne Nahrung, ohne jegliche Mittel zum Lebensunterhalt, mit nichts anderem als der Kleidung, die sie tragen, und mit Herzen voller Bitterkeit“.
In dem Brief äussern die Bischöfe ihre Dankbarkeit für den Geist der Solidarität derer, die die Vertriebenen aufgenommen haben, denn „Familien haben bis zu 20 oder 30 Menschen aufgenommen, mit denen sie die wenigen Lebensmittelreserven teilen, die sie besitzen“. Sie sind „ein deutlicher Ausdruck für die Grösse der Herzen der Menschen“.
 „Warum so viel Schmerz?“, fragen die Bischöfe. Sie weisen darauf hin, dass „die Ursache für so viel Leid tief in jener Zeit verwurzelt ist, in der die Bevölkerung vernachlässigt wurde“. Deshalb fordern sie „eine dringende Antwort auf diese Tragödie“.

«Kirche in Not (ACN)» unterstützte Projekte der katholischen Kirche in Mosambik im Jahr 2019 mit rund CHF 640 000.