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  • Thomas Heine-Geldern (ehem. Geschäftsführender Präsident von ACN International) beim Besuch von Mikroprojekten in Jaramana (Damaskus). Die vorgestellten Mitarbeiter arbeiten für das Christian Hope Center. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Das Christian Hope Center hat am 22. Juli 2021 sein erstes Zentrum für Mikroprojekte in Bab Touma (dem historischen christlichen Viertel von Damaskus, gegenüber der melkitischen katholischen Kathedrale Our Lady of the Dormition) eröffnet. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Syrien: Mikroprojekte helfen Christen beim Wiederaufbau ihres Lebens

Wie viele andere Syrer auch haben Mousa und Tamara durch den Bürgerkrieg, der ihr Land zerrissen hat, ihre Arbeit und ihre Aussicht auf eine bessere Zukunft verloren. Die beiden Mitglieder der christlichen Gemeinschaft haben jedoch nie aufgehört, von einer besseren Zukunft zu träumen. Dank eines vom internationalen Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» unterstützten Projekts werden diese Träume langsam nun endlich wahr.

Mousa Fares ist 38 Jahre alt. Er lebt mit seinen bereits alten Eltern und einem Bruder in einer 40 Quadratmeter grossen Wohnung in Jaramana, einem Viertel von Damaskus, in dem viele durch den Krieg vertriebene Christen leben. Die meiste Zeit seines Lebens hat Mousa darum gekämpft, die Familie zu ernähren und sie vor Not und Armut zu bewahren. Vor dem Krieg arbeitete Mousa in einem Getränkeladen in Jaramana und verdiente genug, um die Haushaltskosten zu decken. Während des bewaffneten Konflikts verursachten jedoch zwei Explosionen vor dem Laden so viel Schaden, dass er geschlossen werden musste. Mousa nahm daraufhin eine Stelle als Angestellter in einem Reisebüro an, wo er auch die Räume putzte, um sein Einkommen aufzubessern. Leider wurde Mousa von den Splittern einer Mörsergranate getroffen, die in der Nähe des Reisebüros explodierte, und es dauerte mehr als drei Monate, bis er sich davon erholt hatte.

Diese Schicksalsschläge hielten Mousa nicht davon ab, weiter für ein würdiges Leben zu kämpfen. Er lieh sich etwas Geld und eröffnete einen Laden für Parfüm und Geschenke. Der Laden blieb von frühmorgens bis Mitternacht geöffnet, um sein Einkommen zu steigern, aber dann machte die Coronavirus-Pandemie Mousas Bemühungen zunichte. Dennoch beschloss Mousa, nicht aufzugeben, und nahm eine Nachtschicht in einem Supermarkt an, wo er nach Schliessung seines Ladens arbeitete: Mehr als vier Monate lang schlief er nur vier Stunden am Tag, aber selbst mit dieser harten Arbeit konnte er kaum die Lebenshaltungskosten decken.

Das Hope Center: Ein Zentrum, das Hoffnung schenkt
Im Juli 2021 eröffnete die von der katholischen Kirche unterstützte syrische Organisation Hope Center (Hoffnungszentrum)  ihr erstes Zentrum für Mikroprojekte in Damaskus, der Hauptstadt Syriens. Im Rahmen ihres Programms erhalten Unternehmer wie Mousa  Mittel, um neue Unternehmen zu gründen oder berufliche Projekte wieder aufzunehmen, die während des Krieges in Syrien unterbrochen wurden. Mitarbeiter und Freiwillige prüfen die eingereichten Anträge auf Unterstützung bei der Neugründung von Unternehmen; in der Regel wird diese Unterstützung in Form von Ausrüstung oder Ausbildung gewährt.

Mousa erfuhr von dem Programm des Hope Centre und beantragte in seiner grossen Not Hilfe für ein Mikroprojekt, die ihm auch gewährt wurde. Mit dem geliehenen Geld konnte er die notwendigen Waren und Werkzeuge für die Renovierung seines Ladens erwerben. Dadurch erhielt er die Möglichkeit, sein Geschäft zu behalten und seine Lebenssituation zu verbessern. Bei einem Besuch in seinem Geschäft präsentiert Mousa «Kirche in Not (ACN)» stolz seine Produkte. Trotz aller Schwierigkeiten, die er durchgemacht hat, ist er Gott dankbar für alle das Gute, das er erhalten hat. Mousa erklärt, dass inmitten von Krieg und Wirtschaftskrise eine kleine Flasche Parfüm den Menschen helfen könne, sich normal und würdevoll zu fühlen.

Über die Nothilfe hinaus
Angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftskrise in Syrien sagen Christen, dass diese heutige Krise schlimmer sei als die zwölf Jahre des Krieges, die sie ertragen mussten. Christliche Familien wenden sich an die Kirche, die Hilfe in Form von Lebensmittelpaketen, Mietzahlungen und Studiengebühren anbietet. Die meisten Christen sagen jedoch, dass sie zwar für die Nothilfe dankbar seien, aber auch eine stabile Arbeit haben möchten, um ihre Familien zu unterstützen. Genau das ist das Ziel des Mikroprojektprogramms des Hope Centre, das den Erfolg früherer Projekte in Aleppo und Homs wiederholen möchte.

Ein weiteres Mitglied der christlichen Gemeinschaft, das von der Unterstützung des Hoffnungszentrums durch «Kirche in Not (ACN)» profitiert, ist Tamara Gergos, deren Familie durch den Konflikt in Syrien sehr gelitten hat. Sie flohen in den Libanon, wo sie von einem sicheren Leben träumten. Sie bemühten sich, im Ausland eine Lebensperspektive zu finden, was sich jedoch als sehr schwierig erwies. Die hohen Lebenshaltungskosten und die teuren Schulgebühren im Libanon zwangen Tamara, mit ihren Kindern nach Syrien zurückzukehren, während ihr Mann Hisham dort blieb und manchmal bis zu drei Jobs am Tag verrichtete, um seiner Familie Geld zu schicken.

Nach der grossen Explosion im Hafen von Beirut verschlechterte sich jedoch die wirtschaftliche Lage. Hisham hatte zunehmend Schwierigkeiten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen und seiner Familie Geld zu schicken.  Tamara gab nicht auf und verzweifelte. Sie wandte sich an das Hope Centre und bat um Hilfe bei der Eröffnung eines Mini-Marktes in Jaramana, um den Lebensunterhalt für ihre Familie zu verdienen. Mit diesem kleinen Geschäft ist sie in der Lage, ihre Ausgaben zu decken. Jetzt ist ihr Mann aus dem Libanon zurückgekehrt, um mit seiner Frau zu arbeiten und in der Nähe ihrer Kinder zu sein. Tamara ist «Kirche in Not (ACN)» sehr dankbar, dass es ihr neues Geschäft ermöglicht hat, aber vor allem dafür, dass sie ihre Familie wieder zusammenführen konnte.

Das Hope Centre betreut derzeit 155 Projekte in Damaskus, von denen 83 von «Kirche in Not (ACN)» unterstützt werden. Die Begünstigten verpflichten sich, 20 % des Darlehens innerhalb von zwei Jahren zurückzuzahlen