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  • Ein Gottesdienst im Vikariat Kampong Cham, Kambodscha
  • Pater Luca Bolelli PIME mit einem Gläubigen
  • Kambodscha
  • Eine Kirche an und auf dem Wasser

Katholische Kirche in Kambodscha: dreissig Jahre der Wiedergeburt

Als die Roten Khmer in Kambodscha an der Macht waren, töteten sie rund 1,7 Mio. Menschen. Die Hälfte der Katholiken verlor damals ihr Leben. Doch erlebte die damals vernichtete Kirche vor knapp dreissig Jahren eine Wiedergeburt, und das in einem Land, in dem die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung dem buddhistischen Glauben angehört. Heute stellen die Katholiken eine winzige Minderheit dar, der es jedoch gelungen ist, sich im Land zu integrieren, wie es eine Reihe von sechs Kurzfilmen belegt, die von Catholic Radio & Television Network (CRTN) für «Kirche in Not (ACN)» produziert wurde.

„Eine ganz kleine Gruppe.“ So bezeichnet der seit Jahren in Kambodscha arbeitende italienische Missionar Pater Luca die katholische Kirche in diesem Land. Er kommt im Rahmen einer der für das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» gedrehten Reportagen zu Wort und erläutert dabei: „Die Katholiken machen in Kambodscha nur 0,15% der Bevölkerung aus, in einem Land, in dem der Buddhismus die nationale, von 90% der Menschen praktizierte Religion ist.“

Pol Pot-Regime wütete
Die katholische Kirche in Kambodscha hat einen sehr weiten Weg hinter sich. Das Pol Pot- Regime (1975-1979) unterdrückte die Ausübung sämtlicher religiösen und traditionellen kulturellen Riten, darunter auch die buddhistische und christliche Religionsausübung. Damals wurden so gut wie alle Kirchen zerstört; zahlreiche Priester und Ordensleute kamen ums Leben. Die katholische Gemeinschaft gehörte zu denen, die am schlimmsten verwundet wurden: 50% ihrer Gläubigen starben, wie aus den Reportagen hervorgeht.
Im Jahr 1979 folgte auf den Krieg zwischen Kambodscha (das damals Demokratisches Kampuchea hiess) und Vietnam ein Bürgerkrieg, der bis zum Ende der 1990er-Jahre andauerte. Von 1979-1989 stand Kambodscha unter der Herrschaft der vietnamesischen Kommunisten, die ebenfalls jede Art von Religionsausübung verboten. Nach dem Sturz dieses Regimes wurde am 7. April 1990 die Existenz der Christen im Staat Kambodscha offiziell anerkannt. Sieben Tage später, also vor genau dreissig Jahren, wurde ein öffentlicher Gottesdienst gefeiert - zum allerersten Mal seit über fünfzehn Jahren in diesem Land. Anlass dieses Gottesdienstes war die Osternacht, und dieses Datum ist als Zeichen der Wiedergeburt der Kirche in Kambodscha bis heute in Erinnerung geblieben.
Damals gab es 3000 Katholiken im Land, unter ihnen eine ältere Frau, die 15 Jahre lang die einzige Katholikin in ihrem Dorf Prek-Toal gewesen war. Es besteht aus auf Bambusflössen gebauten Häusern in der Mündung des Flusses, der von Battambang bis zum Tonle-Sap-See fliesst. „Es gab keine Priester, es gab keine christliche Gemeinschaft, um diese Frau zu unterstützen. Doch zu Weihnachten versammelte sie ihre Nachbarn, und sie feierten gemeinsam die Geburt Jesu“, erzählt der Missionar Pater Totet Banaynaz. Später ist dort eine schwimmende Wanderkirche gebaut worden. Die Zahl der getauften Christen ist in dem Dorf mittlerweile auf fünfzig angewachsen, und jedes Jahr bereitet sich eine zunehmende Anzahl von Kindern und Erwachsenen auf die Taufe und die Erstkommunion vor.

Schritt für Schritt
Seit dreissig Jahren versucht die etwas mehr als 20 000 Gläubige zählende katholische Kirche im mehrheitlich buddhistischen Kambodscha, den Glauben zu leben, in Treue zur Lehre der Kirche, und dabei gleichzeitig die Gleichnisse Christi der lokalen Dorfbevölkerung zugänglich zu machen. Das berichtet auch Bischof Schmitthaeusler, apostolischer Vikar der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh: „Als ich hier ankam, war gerade Weihnachten, und ich dachte, es wäre gut, die Weihnachtsgeschichte als Krippenspiel aufzuführen. Die Menschen sind von unseren Schauspielkünsten sehr beeindruckt. Und ich habe auch gemerkt, dass der Augenblick günstig für eine grosse Aufführung war und dafür, mit dem zu beginnen, was ich Evangelisierung durch Kunst nenne.“ Das Vorgehen erschien ihm sinnvoll: „Das kambodschanische Volk hat die Kunst im Blut. Für alle Menschen hier, von den Kindern bis hin zu den Erwachsenen, ist es absolut natürlich, zu tanzen und zu singen“, erläutert der Bischof, um zu erklären, wie das reichhaltige künstlerische und kulturelle Erbe Kambodschas für die Evangelisierung genutzt werden kann.
Der Bischof unterstreicht ebenfalls die Wichtigkeit des gegenseitigen Respekts zwischen den verschiedenen Konfessionen. Da die Bibel in die Khmer-Sprache übersetzt ist, sei sie für Theateraufführungen hilfreich. Er führt weiter aus: „Die Leute kommen hierher und sehen, dass wir ihre Kultur respektieren. Viele von ihnen sind Buddhisten. Doch Schritt für Schritt können sie den Sinn des Evangeliums begreifen. Und wir können auf diese Weise Stück für Stück nachempfinden, wie die Künste, die Evangelisierung, der Respekt der Kultur zum gegenseitigen Verständnis beitragen.“

Ohne Hilfe von aussen geht es nicht
Trotz allem sind die Narben des jahrelangen Grauens weiterhin in der katholischen Gemeinschaft in Kambodscha sichtbar. Zahlreiche Kirchen wurden zerstört, andere entweiht. Pater Totet Banaynaz erzählt von einer 1881 von französischen Missionaren errichteten Kirche, die zwar nicht zerstört wurde, doch unter dem Pol Pot-Regime zu einem „völlig entweihten Ort wurde, der erst als Kuhstall und später als Reismühle diente. In dieser Kirche gibt es überhaupt nichts Heiliges mehr.“
Heute ist es unmöglich, diese Kirche ohne externe Hilfe zu renovieren. Der Pater lädt daher alle Menschen ein, „die mit uns zusammen missionarisch tätig sein wollen“, sich an dem Projekt zu beteiligen, und fügt hinzu „Wir haben etwas, das wir ihnen geben können: das Beispiel unseres Lebens, unserer Einfachheit und unseres Leidens. Meinen Gläubigen hier sage ich immer: Niemand ist so arm, dass er nicht geben kann. Und niemand ist so reich, dass er nicht entgegennehmen kann.“ 

Nach der offiziellen Anerkennung der Christen in Kambodscha im Jahr 1990 wurde 1993 die Religionsfreiheit durch die neue Verfassung festgelegt. Auf diplomatischer Ebene kam es am 25. März 1994 zur gegenseitigen Anerkennung zwischen Kambodscha und dem Heiligen Stuhl. Im Zuge dieser Entwicklungen wurde ausländischen Missionaren wieder erlaubt, nach Kambodscha zu kommen. Und im Juli 1995 wurde zum ersten Mal seit 22 Jahren ein kambodschanischer Priester geweiht. Während der gesamten Zeit unterstützte «Kirche in Not (ACN)» kontinuierlich die seelsorgerische Arbeit bei der Erneuerung der katholischen Kirche in Kambodscha.