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  • (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
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Flut in Pakistan: Krankheit, Schulden, Diskriminierung und zerstörte Ernten

„Anstatt sich selbst zu schützen, hatten die Einheimischen Moskitonetze über ihr Vieh gespannt. Die Ziegen und Kühe sind ihre Einkommensquelle, und sie liefern auch Milch. Wegen der Stechmücken ist es sehr schwierig, auch nur eine einzige Nacht in den überfluteten Dörfern zu verbringen“, berichtet Bischof Samson Shukardin dem päpstlichen Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)». Der Bischof der Diözese Hyderabad, kann die Eindrücke seines Besuches Anfang September im von der Flutkatastrophe betroffenen katholischen Dorf Mariamnagar in der Provinz Sindh, im Süden Pakistans, nicht abschütteln.


„Alle von der Kirche betriebenen Schulen in den überfluteten ländlichen Gebieten sind geschlossen, das Mobiliar ist zerstört und die Wände sind undicht. Ich wurde in Hyderabad geboren, doch ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel Regen gesehen.“ Der Prälat verweist hier auf die nie dagewesenen Regenfälle im Juli und August, die in Verbindung mit der Gletscherschmelze in den nördlichen Regionen des Landes zu riesigen Überschwemmungen führten. Insgesamt 2 016 008 Häuser wurden beschädigt, 1596 Menschen und 1 040 735 Tiere kamen ums Leben. Im Rahmen einer kürzlich durchgeführten offiziellen Untersuchung wurden die großflächige Zerstörung kommerziell genutzter landwirtschaftlicher Kulturen und ein Gesamtschaden von 1,7 Mrd. Euro festgestellt.
Zu den betroffenen Liegenschaften und Grundstücken zählen auch einige, die der Diözese gehören und an katholische Bauern verpachtet worden sind. Da diese nun nicht in der Lage sind, ihren Pachtzins oder ihre Darlehen zu bezahlen, hat Bischof Shukardin ihnen die Schulden gestundet, bis sich die Situation wieder bessert.

Zerstörte Ernten und steigende Schulden
Patras Baagh, 65, baut auf vier Hektar Land der Diözese Baumwolle und Okra an, und hat die erste Ernte dieses Jahres Ende Juli eingefahren. „Im Sommer, als die Rekordhitze herrschte, gab es nur einmal im Monat Wasser für die Landwirtschaft, und die Pflanzen waren durstig. Jetzt verrotten sie unter 1,80 Meter bis 2,40 Meter Wasser,“ sagt Baagh, der nun eine Schuldenlast von über 1.400 Euro tragen muss. „Nachdem einen Tag lang begast worden war, kamen die Mücken zurück. Die Kinder bekommen nun Halsentzündungen, Malaria, Dengue und Hautkrankheiten. Wir haben kein Geld für Schulbücher.”
Seine Familie muss jetzt unter freiem Himmel schlafen, da ihr Lehmhaus durch die Regenfälle beschädigt wurde. Die Familie von Asif George sowie 25 weitere Christen leben in Chak, einem Dorf der Provinz Sindh. Derzeit wohnt die Familie unter einem Sheesham-Baum, an dem er auch seine Ziege angebunden hat. „Nach dem Einsturz der Aussenmauer unseres Lehmhauses sind wir auf einen Hügel gezogen, doch es war unter freiem Himmel zu heiss. Wir wissen nicht, wie unsere Zukunft aussehen wird. Die bei der ersten Ernte eingebrachte Baumwolle ist nun verrottet, und das Zuckerrohr wird auch unbrauchbar,” beklagt der katholische Bauer gegenüber «Kirche in Not (ACN)».
An anderen Orten in Pakistan führte die Katastrophe dazu, dass die arme Landbevölkerung nun bei den reichen Grossgrundbesitzern (waderas) verschuldet ist, denen Hunderte von Hektar gehören. Dieses Land wird von einfachen Bauern bewirtschaftet, die jedoch nur auf einen kleinen Teil der Ernte Anspruch haben. „Niemand kann sich gegen die Grossgrundbesitzer behaupten. Leider treffen die jährlichen Überschwemmungen immer die armen Menschen. Zu den meisten Betroffenen zählen die Menschen, die illegal in den ausgetrockneten Flussbetten leben. Ganze Generationen armer Bauern stehen deshalb bereits unter Schuldknechtschaft“, sagt Bischof Shukardin.
„Die Situation ist ernst, ich mache mir Sorgen um die kommenden Monate. Die Zerstörung geht auch nach den sintflutartigen Regenfällen weiter. Ein Solidaritätsbesuch von Geistlichen und Ordensleuten ist ein großer Trost für die Menschen, die vom Hochwasser eingeschlossen sind“, ergänzt der Bischoff.

Gleichgültigkeit und Diskriminierung
Laut dem Globalen Klima-Risiko-Index steht Pakistan an achter Stelle der Länder, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Der Bischof sagt jedoch, dass auch die Gleichgültigkeit der Regierung schuld an der Tragödie sei. „Seitens der Provinzregierung mangelt es an Planung, und es wird ihr vorgeworfen, die Geldmittel falsch verwendet zu haben. Es wird mindestens sechs Monate dauern, bis das Wasser verschwunden und das Land wieder trocken ist. In den Dörfern gibt es keinerlei Entwässerungsvorrichtungen“, sagt der Bischof und fügt hinzu, dass religiöse Minderheiten diskriminiert würden.
„Keiner der lokalen Parlamentarier hat den von den Überschwemmungen betroffenen Christen geholfen. Wir haben auch ein Recht auf Fluthilfe“, sagt Bischof Shukardin. Dies wird nicht zum ersten Mal vorgebracht. Im Jahr 2020 beklagten Menschenrechtsaktivisten, dass voreingenommene Organisationen während der Corona-Lockdowns die Bereitstellung von Lebensmitteln und Hilfsgütern für nicht-muslimische Minderheiten behinderten.
Auf Ersuchen von Bischof Shukardin sagte «Kirche in Not (ACN)» mehr als 200.000 Euro Nothilfe für über 5000 Familien und für die Reparatur der beschädigten Kirchen und Infrastruktur der Gemeinden in der Diözese Hyderabad zu. Weitere 31.000 Euro gehen an die Erzdiözese Karatschi, um mit 310 Lebensmittelpaketen und Kochutensilien Familien zu unterstützen, deren Häuser zerstört wurden.