Skip to navigation (Press Enter) Skip to main content (Press Enter)
  • Die libanesische Flagge (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Der Libanon (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan von Antiochien (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan von Antiochien (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Patriarch aus dem Nahen Osten: Christen werden ausgelöscht sein, wenn der Westen untätig bleibt

Inmitten einer sich zuspitzenden Wirtschaftskrise und eines Anstiegs der Gewalt erklärt ein Patriarch aus dem Nahen Osten, dass es bald keine Christen mehr im Libanon geben wird, wenn der Westen den Gläubigen nicht hilft.

Während seines Besuchs in der Zentrale des katholischen «Kirche in Not (ACN)» in D-Königstein sagte der syrisch-katholische Patriarch Ignatius Joseph III. Younan von Antiochien, dass die Flut der christlichen Migration sofort eingedämmt werden müsse.
Er sagte: „Wir haben grosse Angst, dass, wenn diese Krise anhält, die christlichen Gemeinschaften für immer aus dem Libanon und dem gesamten Nahen Osten verschwunden sein werden. Normalerweise kehren Christen, wenn sie weggehen, wie im Irak, in Syrien und in der Türkei geschehen, nicht zurück. Sie fragen sich: ‚Warum sollten wir zurückkehren, wenn wir unseren Kindern weder ein anständiges Leben noch Religionsfreiheit garantieren können?‘“

Emigratin zieht an
Während des Besuchs erzählte er, dass einer der Geistlichen der syrisch-katholischen Kirche eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt habe und der Beamte ihm gesagt habe, dass täglich 5000 Pässe ausgestellt würden und vermutlich mindestens 3000 davon für Christen seien, die dann ausreisen.
Der Patriarch fügte hinzu: „Wir können sie nicht überreden, dazubleiben, denn sie sagen: ‚Wie sollen wir diese menschenunwürdige Situation durchhalten? Es gibt keine Hoffnung für unsere Zukunft‘. Man muss sich die Probleme im Libanon nur mal ansehen, um den Politikern zu sagen: ‚Genug ist genug!‘ Vielleicht interessiert das die westlichen Politiker nicht mehr. Sie haben  andere Interessen.“

Tote auf den Strassen Beiruts
In den letzten Tagen kam es in Beirut zu Kämpfen, bei denen sieben Menschen getötet wurden. Anlass waren Proteste, die darauf abzielen, den Richter Tarek Bitar von der Untersuchung der Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 auszuschliessen, bei der mehr als 200 Menschen ums Leben kamen und grosse Teile der Stadt, vor allem christliche Viertel, dem Erdboden gleichgemacht wurden.
Das Land befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise, die zu einer Inflationsspirale geführt hat; mehr als 50% der Bevölkerung leben aufgrund von Korruption, schwacher öffentlicher Infrastruktur und der COVID-19-Pandemie unterhalb der Armutsgrenze.
Patriarch Younan kritisierte die westlichen Prioritäten und sagte, die europäischen Regierungen seien mehr am Tierschutz interessiert und daran, sich dem dominanten säkularen Mainstream unterzuordnen, und das auf Kosten der Christen. Er fuhr fort: „[Der Westen] tut nicht mit Weisheit und Aufrichtigkeit das, was er tun sollte, um die Minderheiten im Nahen Osten zu verteidigen, vor allem die Christen. Wir sind seit Jahrtausenden hier. Wir haben alle Arten der Unterdrückung erlebt…“

«Kirche in Not (ACN)» hat im Anschluss an die verheerende Explosion im Hafen von Beirut im Jahr 2020 Hilfen in einem Umfang von mehr als 5,4 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, darunter Nothilfe und Geld für den Wiederaufbau von kirchlichen Gebäuden im christlichen Viertel von Beirut. Allein im Jahr 2021 hat «Kirche in Not (ACN)» mehr als 100 Hilfsprojekte im Libanon und im benachbarten Syrien unterstützt.