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  • Bischof Abbo Philippe CHEN, Titularbischof des Apostolischen Vikariats von Mongo (TCHAD)
  • SIM Community (Apostolisches Vikariat Mongo/Tschad).
  • Ausbildung von 6 Hauptseminaristen des Apostolischen Vikariats von Mongo, Tschad.
  • Gläubige der Gemeinde Matgoro/Tschad (Apostolisches Vikariat Mongo).

Tschad: eine christliche „kleine Herde“ in der Wüste

Philippe Abbo Chen ist der erste einheimische Apostolische Vikar im Vikariat von Mongo im Osten des Tschad. In einem Interview während seines Besuchs am Sitz des Hilfswerks "Kirche in Not (ACN)" beschreibt er das von einer grossen muslimischen Mehrheit dominierte Gebiet, in dem die christliche Gemeinschaft eine missionarische Rolle inmitten der Sahara-Wüste spielt. Das Interview wurde von Sylvain Dorient geführt.

Das Apostolische Vikariat von Mongo erstreckt sich über ein ausgedehntes, wüstenähnliches Gebiet. Können Sie diese ungewöhnliche Region näher beschreiben?

Unser Vikariat umfasst die östliche Hälfte des Tschad, was mehr als 500 000 km² entspricht – etwa die Größe Frankreichs! In diesem Gebiet leben rund 1,7 Millionen Menschen; die Bevölkerungsdichte ist also äusserst gering. Der grösste Teil dieses Gebiets ist wüstenähnlich. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sind Muslime, während es nur etwa 15 000 Christen in dieser Region gibt. Zudem strömen Flüchtlinge aus dem Sudan in diese ressourcenarme Gegend.

Wie wirkt sich der Krieg im Sudan auf Sie aus?

Wir haben im Vikariat mehr als 100 000 Flüchtlinge aufgenommen, die ohne jegliche Mittel zu uns gekommen sind. Dies sind größtenteils Kinder, alte Menschen und Frauen. Ich habe gesehen, wie eine Gruppe von ihnen ihre Schleier abgenommen und an einen ausgemergelten Baum gehängt hat, um etwas Schatten zu finden. Wir bemühen uns, ihnen mit den beschränkten Ressourcen des Vikariats zu helfen, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Zudem sind wir mit jahrhundertealten internen Konflikten zwischen sesshaften Bauern und nomadischen Viehzüchtern konfrontiert.

Können Sie diese Konflikte zwischen sesshaften Bauern und nomadischen Viehzüchtern näher erläutern?

In den meisten Fällen handelt es sich um Nomaden aus dem Norden, die ihre Herden auf dem Ackerland im Süden weiden lassen, da diese Felder nicht eingezäunt sind. Dies führt zu Schäden an den Feldern der Bauern. Wenn ein Bauer den Hirten zur Rede stellt, kommt es oft zu Auseinandersetzungen, bei denen beide Seiten ihre Brüder und Cousins zu Hilfe holen, und dies kann zu gewalttätigen Zusammenstößen führen! Leider sind viele der Nomaden gut bewaffnet. Ende August wurde ich zu einem solchen Vorfall in Mangalmé, 100 km von Mongo entfernt, gerufen. Ein Mann wollte ein paar Ochsen vertreiben, die sich auf sein Feld verirrt hatten, und es kam zu einem schrecklichen Messerkampf, bei dem zehn Menschen getötet wurden!

Wie kommt es, dass Sie, ein christlicher Bischof, in solchen Fällen zu den Tatorten gerufen werden?

Sowohl die Angreifer als auch die Opfer waren Muslime, aber in unserer Region herrscht großer Respekt für religiöse Vertreter. Ich wurde als Mann Gottes gebeten, dorthin zu gehen. Ich konnte die Opfer treffen, während die Angreifer, wie üblich, in der Wüste verschwanden. Leider nimmt diese Art von Gewalt mit der Zeit immer mehr zu.

Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für die Zunahme der Gewalt?

Es gibt mehrere Ursachen. Zum einen breitet sich die Wüste aus, was zu einer Verringerung der Weideflächen führt. Gleichzeitig steigt die Bevölkerung im Tschad, was Ressourcenkonflikte verursacht. Dies wird durch die Verbreitung von Schusswaffen verschärft – einfache Auseinandersetzungen eskalieren schneller, wenn AK47s im Spiel sind! Darüber hinaus befindet sich der tschadische Staat seit dem Tod von Präsident Idriss Déby im April 2021 in einer Autoritätskrise. Wir sind besorgt über die Zukunft des Landes. Das Bildungswesen bricht zusammen, die Lebensmittelpreise haben sich verdreifacht. In dieser schwierigen Situation dient unsere Kirche als Zufluchtsort.

Glauben Sie, dass Christen aufgrund ihrer Religion diskriminiert werden?

Manchmal sagen mir Gemeindemitglieder, dass sie sich unwohl fühlen, ihren Glauben in bestimmten Umgebungen zu zeigen. Aber im Allgemeinen haben wir die Freiheit, unseren Glauben zu leben. Wir können unsere Glocken läuten lassen und Prozessionen auf den Straßen abhalten.

In den letzten Jahren sind jedoch Probleme mit jungen Imamen aufgetreten, die nach ihrer Ausbildung im Sudan mit einer strengen Auslegung des Islam zurückkehren. Sie lehnen die Verbrüderung mit Angehörigen anderer Religionen ab. Dies könnte ein langfristiges Problem darstellen.

Darüber hinaus stoßen Konversionen innerhalb von Familien oft auf Ablehnung. Ich habe einen Bruder, der zum Islam konvertiert ist und zu dem ich ein gutes Verhältnis habe, aber das ist nicht immer der Fall. In meinem Land existiert der Einzelne nicht für sich selbst, sondern für die Gemeinschaft. Daher wird ein Alleingang oft missverstanden, insbesondere wenn ein Muslim zum Christentum konvertiert. In diesem Jahr gab es drei Fälle von innerfamiliärer Gewalt gegenüber Konvertiten, die sich taufen lassen wollten, jedoch daraufhin nicht konnten.

Trotz all dieser Schwierigkeiten werden bald zwei neue Priester in Ihrem Vikariat geweiht – eine außergewöhnliche Ehre für eine christliche Gemeinschaft mit nur 15 000 Mitgliedern! Wie erklären Sie sich diese Berufungen in einer so schwierigen Situation?

Unsere Kirche ist lebendig! Ich möchte dieses Interview auch nutzen, um ACN zu danken, das sich an den Ausbildungskosten für diese beiden Seminaristen beteiligt hat. Die Kathedrale in Mongo, die vor weniger als zehn Jahren erbaut wurde, ist bereits zu klein, um unsere Sonntagsmessen zu feiern, weshalb wir noch mehr Gottesdienste organisieren mussten. Wir verzeichnen Hunderte von Taufen. Unsere kleine Minderheitsgemeinde, die in einem riesigen Gebiet verstreut ist, hat eine ursprüngliche missionarische Berufung.