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  • Pater Aurelio Gazzera am Tag seiner Ernennung zum gewählten Koadjutor-Bischof von Bangassou am 23. Februar 2024 im Karmeliterkloster in Bangui.
  • Die örtlichen Gläubigen gratulieren Pater Aurelio zu seiner Ernennung zum gewählten Koadjutor Bischof der Diözese Bangassou. Bild: "Kirche in Not (ACN)"
  • Die Ernennung von Pater Aurelio wurde vom Apostolischen Nuntius Erzbischof Giuseppe Laterza im Karmeliterkloster in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, bekannt gegeben. Bild: "Kirche in Not (ACN)"

Zentralafrikanische Republik: „Ein Hirt verteidigt seine Schafe gegen die Gefahren“

Am 23. Februar 2024 ernannte Papst Franziskus Pater Aurelio Gazzera, einen langjährigen Freund und Partner von «Kirche in Not (ACN)», zum Bischofskoadjutor der Diözese Bangassou in der Zentralafrikanischen Republik. Der 61-jährige italienische Karmelitenpater ist bereits seit 33 Jahren als Missionar in dem immer wieder von Gewalt und Unruhen heimgesuchten Land tätig. International bekannt wurde er vor allem für seinen lebensgefährlichen Einsatz im Rahmen von Friedensverhandlungen mit verschiedenen bewaffneten Gruppierungen. Mit ACN sprach er über seine Ernennung zum Bischof.

Pater Aurelio, Sie waren viele Jahre in der Diözese Bouar im Nordwesten der Zentralafrikanischen Republik tätig und wurden nun vom Heiligen Vater zum Bischofskoadjutor der Diözese Bangassou im Südosten des Landes ernannt. Das bedeutet, dass Sie dem derzeitigen Ordinarius, Bischof Juan José Aguirre, eine Zeitlang zur Seite stehen und dann sein Nachfolger werden, wenn er zurücktritt. Wie haben Sie Ihre Ernennung aufgenommen?

Einerseits habe ich Angst, andererseits empfinde ich tiefes Vertrauen in Gott. Die Kraft, Bischof zu sein, habe ich nicht aus mir selbst, sondern sie kommt vom Herrn. Ich habe diesen Dienst nicht angestrebt. Jesus sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh 15,16). Ich weiß, dass ich dessen nicht würdig und auch nicht dazu fähig bin, aber Er weiß mehr über mich als ich selbst, und Er hat mehr Vertrauen zu mir, als ich zu mir selbst habe. Und es gibt eine große Schar von Menschen, die für mich betet und sich über dieses neue Geschenk in meinem Leben freut.

Könnten Sie uns mehr über die Diözese Bangassou erzählen?

Die Diözese Bangassou liegt im Südosten der Zentralafrikanischen Republik zwischen der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan. Sie erstreckt sich über eine Fläche von fast 135.000 Quadratkilometern. Damit ist sie ungefähr halb so groß wie Italien, ist aber mit nur rund einer halben Million Einwohnern recht dünn besiedelt. Das Gebiet ist sehr abgelegen. Die Entfernung zur Hauptstadt beträgt zwar nur 750 Kilometer, aber die Straßenverhältnisse sind so schlecht, dass man mit dem Auto mehrere Wochen bräuchte, um dorthin zu gelangen, so dass man das Flugzeug nehmen muss. Einige der zwölf Pfarreien sind mit dem Auto ebenfalls nicht erreichbar. In weiten Teilen der Diözese sind überdies bewaffnete Gruppierungen aktiv.

Allerdings gibt es auch viel Grund zu Freude: Bischof Aguirre, der die Diözese seit dem Jahr 2000 mit großer Tatkraft leitet, ist ein hervorragender Bischof, der viele Initiativen ins Leben gerufen hat. So gibt es Schulen, Waisenhäuser, eine Katechetenschule und vor allem eine erfreuliche Zahl an Berufungen. Mit Bischof Aguirre habe ich die 30 jungen Männer aus Bangassou, die sich in der Hauptstadt Bangui auf das Priestertum vorbereiten, besucht. Ich habe junge Männer gesehen, die froh und zuversichtlich sind und voller Freude Jesus ihr Leben schenken. Bischof Aguirres Werk fortzusetzen wird eine enorme Aufgabe sein, aber ich freue mich, dass ich in der Diözese Bangassou meinen Dienst tun darf, und ich liebe sie jetzt schon.

In der Zentralafrikanischen Republik sind Sie bekannt als „der Mann, der die Gewehre der Rebellen heruntergebogen hat“. Aufgrund Ihrer erfolgreichen Friedensverhandlungen mit bewaffneten Gruppierungen, durch die Sie unter anderem 2014 den Abzug der Seleka-Rebellen aus der Stadt Bozoum erreichten, sind Sie auch international bekannt geworden. So wurden Sie in dieser Zeit im Rahmen der Zusammenarbeit mit ACN von verschiedenen politischen Entscheidungsträgern konsultiert, beispielsweise in Brüssel. Allerdings haben Sie bei Ihrem Einsatz für den Frieden immer wieder Ihr Leben riskiert. Warum engagieren Sie sich auf diese Weise?

Als Priester, als Pfarrer und als Bischof verletzt alles, was meine Brüder und Schwestern verletzt oder sie trifft, auch mich selbst. So hatte ich als Pfarrer die Verantwortung – und habe sie nun als Bischof umso mehr -, mich um die mir anvertrauten Menschen zu kümmern und sie zu beschützen. Der Hirte begleitet seine Schafe nicht nur, sondern er verteidigt sie vor den Gefahren. Also werde ich alles tun, um den Dialog mit den verschiedenen Rebellengruppierungen fortzusetzen und werde mit denen sprechen, die - wenn auch natürlich auf falsche Weise - ihre Erwartungen an die Regierung und an die Internationale Gemeinschaft zum Ausdruck bringen. Ich werde versuchen, allen zuzuhören und mit meinen begrenzten Kräften ein Zeichen des Friedens zu sein.

Sie gehören zum Orden der Unbeschuhten Karmeliten. Ihr voller Ordensname lautet: „Pater Aurelio vom heiligen Petrus“. Welche innere Verbindung haben Sie zum Apostel Petrus?

Die Gestalt des heiligen Petrus hat mich immer begeistert: sein Überschwang, seine Begeisterung, seine Schwächen, seine Stärken… Ich denke, dass ich für meine Bischofsweihe Kapitel 21 aus dem Johannesevangelium wählen werde, wo Jesus nach dem wunderbaren Fischfang dreimal Petrus fragt: „Liebst du mich?“, und Petrus beim dritten Mal antwortet: „Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe“. ER weiß alles; Er kennt meine Schwächen, meine Ängste, meine Fehler. Und dennoch ruft Er mich und sagt: „Weide meine Lämmer!“ Ich möchte aus diesem neuen Abschnitt meines Lebens ein Zeichen dieser Liebe zu Jesus, zur Kirche und zu meinen Brüdern und Schwestern, die mir anvertraut sind, machen. 

Welches sind die nächsten Schritte, die Sie unternehmen werden?

Meine Bischofsweihe findet am 9. Juni in der Kathedrale von Bangui statt.

Direkt nach Ostern werde ich bereits nach Bangassou umziehen. Also muss ich im März sehen, wie ich alle meine verschiedenen Aufgaben - die Schulen, die Mechanikerschule, die pastorale Arbeit in der Pfarrei, die Arbeit als Caritasdirektor und die Betreuung der Baustelle an unserem neuen Kloster in Bangui - übergeben kann, damit ich bereit für den Umzug bin. Im April und Mai werde ich die Diözese Bangassou kennenlernen und die Missionen und Pfarreien besuchen, die mit dem Auto erreichbar sind. Ende Mai kehre ich nach Bangui zurück, um mich mit geistlichen Exerzitien und etwas Ruhe und Stille auf dieses große Geschenk der Bischofsweihe vorzubereiten.

Das weitere Programm wird der Herr aufstellen. Alles ist in den Händen des Herrn und derer, die Ja gesagt haben, um Ihm so viele Jahre lang gemeinsam mit Bischof Aguirre zu dienen: die Priester, die Katecheten und die Gläubigen der Diözese Bangassou.

Zum Schluss: In den Nachrichten hört man nur noch wenig über die Zentralafrikanische Republik, aber vor einem Jahr wurde beispielsweise Ihr Mitbruder, Pater Norberto Pozzi, durch eine Landmine sehr schwer verletzt. Wie beurteilen Sie die Lage im Land?

Die Situation in der Zentralafrikanischen Republik ist weiterhin sehr schwierig und instabil. Auf der einen Seite gibt es Gebiete, in denen es ruhiger geworden ist. In anderen Gebieten hingegen ist die Unsicherheit noch sehr hoch. Erst im Dezember wurde ein Dorf in der Diözese Bouar angegriffen. Es gab 28 Tote, 900 Häuser wurden niedergebrannt. Auch in der Diözese Bangassou sind Missionen geschlossen, weil es noch in den vergangenen Monaten Angriffe gegeben hat. Die Sicherheitslage ist in weiten Teilen des Landes weiterhin prekär.