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  • Besuch der ACN-Delegation in Zamboanga und Pater Sebastiano D'Ambra. Pater Sebastiano D'Ambra während der Predigt bei einer Messe. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Philippinen, Januar-Februar 2014. Kirche hinter einem Stacheldrahtzaun (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • REV. MARTIN S. JUMOAD, BISCHOF VON ISABELA VON BASILAN MIT FR. SEBASTIAN D'AMBRA, ITALIENISCHER PIME-MISSIONAR VOR DEM MAHNMAL FÜR DEN FRIEDEN (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Philippinen: Tödlicher Angriff auf Universität von Marawi

Am Sonntag, den 3. Dezember, explodierte eine Bombe während einer katholischen Messfeier in der Mindanao State University in Marawi City im Süden der Philippinen. Lokalen Berichten zufolge hat die Explosion mindestens vier Gläubige das Leben gekostet; mehr als vierzig Menschen wurden verletzt. Zu dem Angriff bekannte sich eine Gruppe, die mit dem Islamischen Staat in Verbindung steht.

Der Terroranschlag ereignete sich während der Messe am ersten Adventssonntag, einem für die Katholiken in aller Welt sehr bedeutsamen Tag, an dem traditionell die Kerze angezündet wird, um den Beginn der Vorbereitung auf Weihnachten zu symbolisieren. In einer Erklärung, die nach dem Anschlag veröffentlicht wurde, betonen die philippinischen Bischöfe, dass gerade der Zeitpunkt des Anschlags, der von den Tätern bewusst gewählt worden war, die Gemeinde am Boden zerstört hat. Inmitten der Trauer rufen die philippinischen Bischöfe zum Gebet für die Toten und Verletzten auf: „Wir beten für die ewige Ruhe der Verstorbenen und für die Genesung der Verletzten. Wir verbinden uns geistig mit ihren Familien und schöpfen Kraft und Trost aus unserem Glauben an Christus, der ‚Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut‘ (Kol 1,20)".

In einem Telefongespräch mit dem internationalen Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» drückte Pater Sebastiano D'Ambra, ein PIME-Missionar und ACN-Projektpartner, sein Bedauern über den Angriff aus und teilte Einzelheiten über das Ausmass des Geschehnisses mit, wobei er erwähnte, dass in der Universität, die er bereits in der Vergangenheit besucht hat, normalerweise Hunderte von Katholiken an den Sonntagsmessen teilnehmen: „In der Seelsorgeeinheit gibt es einen Raum, um täglich die Messe zu feiern. Sonntags treffen sich die Gläubigen jedoch in der Turnhalle, da sie nicht alle in den Raum passen. Ich weiß nicht, wie viele Menschen heute an der Messe teilgenommen haben, aber normalerweise kommen zwischen 300 und 400 Katholiken zu den Sonntagsgottesdiensten. Da es der erste Adventssonntag war, dürften sehr viele Gläubige anwesend gewesen sein.“

 #RedWednesday für die Philippinen
„Ich finde diese Nachricht besonders tragisch, weil heute die „Marawi-Friedenswoche“ in der Diözese Marawi begonnen hat. Was eigentlich eine Woche voller positiver Impulse für den Aufbau des Friedens sein sollte, hat sich in einen Moment des Terrors verwandelt“, sagte der Missionar voller Sorge. Die Behörden haben bisher keine konkreten Angaben zu den Motiven des Anschlags gemacht. Es gibt nur Spekulationen, die von möglichen Verbindungen zum Gaza-Krieg bis hin zu Vergeltungsmaßnahmen für die Aktivitäten der Regierung gegen extremistische Gruppen in dem Gebiet reichen. „Wir müssen abwarten, bis wir etwas Genaueres über die Täter und ihre Beweggründe erfahren, aber es besteht kein Zweifel, dass Christen das Ziel waren“, so der italienische Missionar gegenüber «Kirche in Not (ACN)».

Im Hinblick auf die Folgen des Angriffs warnt Pater D'Ambra vor dessen Auswirkungen auf die christliche Bevölkerung: „Was in Marawi geschehen ist, ist alarmierend. Aufgrund der Universität leben in dieser Stadt Christen aus verschiedenen Teilen Mindanaos. Es könnte sein, dass viele Christen die Stadt nun verlassen und der Angriff so einen Exodus der katholischen Minderheit auslösen wird. Viele Familien haben ihre Kinder aufgefordert, nach Hause zurückzukehren, weil die Christen Angst haben“, fügte er hinzu. „Erst vor wenigen Tagen haben wir den #RedWednesday gefeiert, eine Initiative von «Kirche in Not (ACN)», die auf den Philippinen auf nationaler Ebene begangen und von der Bischofskonferenz als Tag des Gedenkens an Christen auf der ganzen Welt unterstützt wird, die wegen ihres Glaubens Gewalt und Verfolgung erlitten haben. Wir haben ihn in der Schule gefeiert und es war ein sehr emotionaler Tag. Wer hätte gedacht, dass wir ein paar Tage später solche Gewalt aus erster Hand erleben würden“, sagt Pater D'Ambra.

Die Erklärung der Bischofskonferenz erinnert auch an die jüngste #RedWednesday-Feier und fügt hinzu: „Die Opfer des Bombenanschlags von heute Morgen zählen jetzt zu den vielen, die „aus reiner Liebe zu ihrem Glauben Gewalt und Verfolgung in der ganzen Welt erlitten haben.“ Papst Franziskus erinnerte beim Angelusgebet an den Schmerz der philippinischen Katholiken: „Ich möchte euch meiner Gebete für die Opfer des Anschlags von heute Morgen auf den Philippinen versichern, wo während der Messe eine Bombe explodierte. Ich bin den Familien und den Menschen in Mindanao nahe, die schon so viel gelitten haben.“

Zunahme von Gewalt und Verfolgung
Die Philippinen sind ein zu 80 % katholisches Land, aber die Insel Mindanao, auf der sich die Stadt Marawi befindet, ist muslimisches Siedlungsgebiet mit einer klaren islamischen Mehrheit (98 % Muslime und 2 % Christen). Marawi ist der Sitz einer territorialen Prälatur, der etwa 35 000 Katholiken angehören. Die christliche Minderheit in Mindanao hat in der Vergangenheit schreckliche Anschläge durch islamistische Terroristen erlitten. In dem Gebiet sind mehrere radikale bewaffnete Gruppen aktiv, von denen die meisten mit dem Islamischen Staat in Ostasien in Verbindung stehen, wie Abu Sayyaf oder Dawlah Islamiyah. Letzterer wird für den jüngsten Anschlag verantwortlich gemacht. Im Jahr 2017 erlitt Marawi eine schreckliche, monatelange Belagerung, die viele Menschenleben forderte. Pater D'Ambra erklärte «Kirche in Not (ACN)», dass in den letzten Jahren immer mehr internationale islamistische Gruppen in die Philippinen eindringen, um neue Generationen zu rekrutieren. Sowohl die Ideologie, die sie vertreten, als auch das Geld, das sie anbieten, hätten sich als nützlich erwiesen, um neue Kämpfer zu rekrutieren.

Der Missionar lebt seit vierzig Jahren auf den Philippinen und ist der Gründer der Silsilah-Bewegung, die sich seit 1984 für den interreligiösen Dialog einsetzt. Das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» arbeitet seit seinen Anfängen mit dem Projekt zusammen, um den Dialog und die Koexistenz zwischen Katholiken und Muslimen zu fördern. D'Ambra erklärt: „Episoden wie die in Marawi verschlimmern eine ohnehin schon komplizierte Situation und machen die Förderung des interreligiösen Dialogs noch schwieriger. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen, und deshalb ist unsere Arbeit seit fast 40 Jahren immer noch so wichtig wie zu Beginn“.