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  • Der Laden der Familie Tabash auf dem Krippenplatz in Bethlehem ist ein Familienbetrieb. Vater Rony hofft, ihn irgendwann an seinen Sohn übergeben zu können. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Ein palästinensischer katholischer Schreiner beobachtet das Feilen eines Kreuzes in einem der unzähligen religiösen Holz- und Kunsthandwerke neben der Geburtsbasilika (Bethlehem). (Credit: © Ismael Martínez Sánchez / ACN)
  • Der Laden von Victor und Rony Tabash mit Holzhandwerk (Olivenholz) ... ACN verkauft diese Artikel und hilft so 50 christlichen Familien, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Die Geburtsgrotte und der Stern: der Ort, an dem Jesus Christus geboren wird. Geburtskirche in Bethlehem. (Credit: Ilona Budzbon/ACN)
  • Rony Tabash hinter dem Tresen des Krippenladens seines Vaters in Bethlehem (Credit: Ilona Budzbon/ACN)
  • In unserem Shop finden Sie Produkte, die von Familie Tabash gefertigt wurden.

Bethlehems herzzerreissende Klage: „Ohne den Glauben könnte ich keine Minute lang weitermachen.“

Bethlehem, Westjordanland - Im Interview mit «Kirche in Not (ACN)» beschreibt Rony Tabash, aus Betlehem, wie sich der aktuelle Konflikt auf die Chisten im Westjordanland auswirkt. Inmitten von Hoffnungslosigkeit und Ungewissheit stehen viele Bewohner Bethlehems vor der schweren Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen, weil sie die Hoffnung verloren haben und keine Perspektiven sehen.

„Die Lage ist schrecklich, es ist wirklich nicht einfach. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, so etwas habe ich noch nie erlebt, niemals! Es ist ein Krieg, es ist nicht wie ein Krieg, es ist ein Krieg“, sagt Rony Tabash mit grosser Sorge.

Tabash, Inhaber eines Ladens für religiöse Artikel auf dem Krippenplatz in Bethlehem, hatte gehofft, nach der COVID-19-Pandemie endlich seine Schulden abbezahlen und sich finanziell erholen zu können. Nun sieht er sich jedoch einer düsteren Realität gegenüber. Das Ausbleiben der Pilger hat die örtliche Wirtschaft in den Ruin getrieben und alle Sektoren schwer getroffen, die vom religiösen Tourismus abhängen, von Hotels und Restaurants bis hin zum Olivenholzhandwerk und dem Verkauf von Andenken. Tabash zufolge ist die Bedeutung der Pilger für die christliche Gemeinschaft in Bethlehem enorm, das Ausbleiben der Besucher hat viele Familien „arbeitslos und ohne Hoffnung“ gemacht.

„Es kommen keine Pilger, alles ist leer, hier ist niemand. Und es heisst, das werde bis Ostern so bleiben. Ich mache mir nicht nur Sorgen um Geld oder um die Wirtschaft, obwohl ich nicht weiss, wie ich über die Runden kommen soll, sondern auch um die Zukunft der christlichen Orte und der christlichen Familien“, klagt der junge Christ.

Bomben über dem Himmel von Bethlehem
Der Ladenbesitzer erzählt im Gespräch mit «Kirche in Not (ACN)» von seiner Sorge um die Sicherheit seiner Familie und der Bürger von Bethlehem. „In diesen Tagen gibt es auch Bomben über dem Himmel von Bethlehem, die Kinder haben Angst, meine Kinder wollen nicht von unserer Seite weichen“, sagt er. Tabash weist auch auf die zusätzlichen Schwierigkeiten hin, mit denen diejenigen konfrontiert sind, „die sich aufgrund der Covid-Pandemie und der Tatsache, dass zu dieser Zeit keine Pilger ins Westjordanland kamen, Arbeit in Jerusalem gesucht haben. Denn die Kontrollpunkte sind nun geschlossen und die Einreisegenehmigungen für Palästinenser wurden blockiert.“

Die wenigen Menschen, die eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, wandern aus, weil sie die Hoffnung verloren haben, beklagt der junge Christ: „Einer meiner Freunde, der ein kleines Busunternehmen hatte, verlässt dieses Wochenende das Heilige Land“. Die große Mehrheit hat diese Möglichkeit jedoch nicht. Andere wiederum haben beschlossen zu bleiben, obwohl sie das Land verlassen könnten, so wie Tabash: „Ich öffne meinen Laden immer noch jeden Tag, ich gehe auf den Platz vor der Geburtskirche. Die Leute fragen mich, warum ich dorthin gehe, ich bin der Einzige, der seinen Laden öffnet. Das Einzige, was mich aufrechterhält, ist der Glaube, ohne den ich nicht keine Minute lang weitermachen könnte. Wir haben die Hoffnung verloren, das Einzige, was wir noch haben, ist der Glaube.“

Ein heiliger Ort für alle
„Ich kann hier nicht weg, ich kann meinen Vater nicht allein lassen“, so Tabash. „Unsere Familie betreibt dieses Geschäft seit 1927, als sie die Räumlichkeiten von der armenischen Kirche mietete. Mein Vater sagt mir: ‚Hab Vertrauen, Bethlehem ist ein heiliger Ort, er wird nicht angetastet‘. Ja, ich werde bleiben, denn es ist ein heiliger Ort. Wir leben an dem Ort, an dem Jesus geboren wurde, wir können nicht weggehen. Wenn das nicht so wäre, würde ich sofort gehen.“

„Als palästinensischer Christ, denke ich, dass es meine Aufgabe ist, hier zu bleiben; aber jeder Tag bringt neue Herausforderungen; der Krieg muss beendet werden. Wir sind müde, wir wollen Frieden, nur Frieden für unsere Kinder und unsere Familien“, sagt Tabash. Im Gespräch mit dem Hilfswerk ruft Tabash zur internationalen Solidarität auf, um den heiligen Ort zu erhalten, an dem Jesus geboren wurde: „Ist dies ein heiliger Ort nur für mich, für meine Familie, für uns Palästinenser im Westjordanland? Ist es nicht vielmehr ein heiliger Ort für alle Christen in der Welt?“, fragt er. „Viele Menschen haben den Wunsch, ins Heilige Land zu kommen; es ist an der Zeit, uns zu helfen und an diesen heiligen Orten präsent zu sein“, sagt er aus tiefster Überzeugung.

Aufgrund der Reisebeschränkungen und der Gefahrenlage in der Region weiß Tabash, dass es für die Menschen nicht möglich ist, persönlich zu kommen. Aber er fordert sie auf, auf andere Weise präsent zu sein: „Kommt mit euren Gebeten, kommt mit euren Aktionen, die um Frieden bitten, kommt, um die Unversehrtheit dieser Orte zu verteidigen. Schweigen macht mir Angst. Kommt mit eurer Hilfe für die christlichen Familien.“

In unserem Shop finden Sie Produkte, die von Familie Tabash im Heiligen Land aus Olivenholz gefertigt wurden. Mit Ihrer Spende unterstützen Sie die Projekte von «Kirche in Not (ACN)» im Heiligen Land und ermöglichen den Einsatz der Kirche für Frieden und Versöhnung.