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  • Foto: Erzbischof Paul Hinder, Oberhaupt der katholischen Kirche in Nordarabien. (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Foto: Ein Gruppenfoto bei einer Zeremonie mit Erzbischof Petar Rajic und Bischof Camillo Ballin (verstorben 2020) (Vicar Apostolic of Northern Arabia, Awali) (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Foto: Bei der Einweihung Kathedrale Unserer Lieben Frau von Arabien, Bahrain (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Foto: Die Kathedrale Unserer Lieben Frau von Arabien, Bahrain. (Bild: Mattia del Prete Architect MDPA)

Bahrain: Paul Hinder freut sich auf Papstbesuch

Laut Erzbischof Paul Hinder, dem Oberhaupt der katholischen Kirche in Nordarabien, wird der Papst bei seinem Bahrain-Besuch von einer lebendigen katholischen Gemeinde empfangen werden, die hauptsächlich aus Wanderarbeitern besteht.

Papst Franziskus reist vom 3. bis 6. November nach Bahrain, um mit der dortigen christlichen Bevölkerung zusammen zu treffen. Das Hauptziel seiner Reise ist jedoch, den interreligiösen Dialog mit der muslimischen Welt weiter auszubauen, so Bischof Paul Hinder, derzeitiger Apostolischer Administrator für Nordarabien und Experte für interreligiöse Fragen.
Bei einer vom Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» veranstalteten Konferenz betonte der in der Schweiz geborene Kapuzinererzbischof, dass der Besuch, bei dem Franziskus auch am „Bahrain Forum for Dialogue“ teilnehmen wird, als Fortsetzung der früheren Reisen des Heiligen Vaters in andere Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit zu sehen sei. „Der Papst erfindet dabei nichts Neues, es gibt eine Kontinuität in seinen Zielen seit seiner früheren Reise nach Abu Dhabi. Er hat bereits mehrere muslimische Länder besucht, immer mit derselben Absicht: eine Plattform zu finden, auf der wir, ohne unsere Überzeugungen in Frage zu stellen, positive, konstruktive Gemeinschaften bilden können, um die Zukunft zu gestalten und zur Rettung der Welt beizutragen.“
Was Christen und Muslime gleichermassen wollen, so der Apostolische Administrator des Vikariats der katholischen Kirche in Nordarabien, ist  ein offenes und ehrliches Gespräch, das die Unterschiede respektiert. „Der Dialog auf intellektueller oder theologischer Ebene ist nicht einfach, denn es ist schwierig, eine gemeinsame Sprache zu finden. Wie können wir vorankommen und eine Basis schaffen, ohne unsere Identität aufzugeben? Niemand ist an einer Synthese interessiert, die halb muslimisch, halb christlich wäre. Wir wollen unseren Traditionen treu bleiben, aber wir können mehr tun, um wichtige Fragen anzugehen, die die gesamte Menschheit betreffen. Und wir tun dies als Gläubige an den einen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, dem wir alle Rechenschaft schuldig sind, ob Muslim oder Christ.“

Brückenbauer
Der Erzbischof betonte zwar, dass das Endergebnis „selbstverständlich nicht von uns, sondern von Gott abhängt“. Er ist jedoch der Ansicht, dass „die Welt in Gefahr ist, wenn die beiden grossen monotheistischen Religionen nicht zu irgendeiner Verständigung finden. Wir müssen Teil der Lösung sein und nicht der Probleme, die viele Teile der Welt betreffen. Der Papst wird nicht müde, Brücken zu bauen, wo die Menschen nicht mehr miteinander reden.
In der komplexen Realität der Golfregion nimmt Bahrain einen besonderen Platz ein. Die Bevölkerung ist grösstenteils schiitisch, doch das herrschende Königshaus ist sunnitisch. Zwar sind 70% der Bevölkerung Muslime, aber es gibt auch andere grosse Religionsgemeinschaften (14% Christen und 10% Hindus), die sich zumeist aus Zuwanderern ohne Staatsbürgerschaft zusammensetzen. Deshalb ist Bahrain an Unterschiede gewöhnt und hat viel in die Förderung der Verständigung investiert. Erzbischof Hinder hofft, dass Franziskus dazu ermutigen wird: „Der Heilige Vater wird den König wahrscheinlich darum bitten, weiterhin als Brückenbauer in der Region zu fungieren, denn Bahrain liegt religiös und ideologisch zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, den beiden Grossmächten im Nahen Osten. Bahrain kann eine besondere Rolle als Brückenbauer spielen, und ich hoffe, der Papst wird das Land ermutigen, dieser Rolle treu zu bleiben.“

28.000 Christen werden an der Abschlussmesse teilnehmen
Papst Franziskus wird auch mit der katholischen Gemeinde in Bahrain zusammentreffen. Es wird erwartet, dass viele Gläubige aus den Nachbarländern anreisen werden.
Es gibt zwar eine sehr kleine einheimische christliche Gemeinde, doch die grosse Mehrheit der 80.000 Katholiken im Inselreich sind Wanderarbeiter aus Ländern wie Indien, Sri Lanka und den Philippinen. Der Papst wird auf eine begeisterte Menge treffen, so Erzbischof Paul Hinder. „Der Höhepunkt wird der Abschlussgottesdienst im Nationalstadion sein. Wie wir unser Volk kennen, wird es ein sehr festlicher Gottesdienst werden. Rund 28.000 Menschen werden das Stadion füllen, davon mindestens zweitausend aus Saudi-Arabien“.
Obwohl das benachbarte Saudi-Arabien international für seine mangelnde Religionsfreiheit bekannt ist, gilt dies nicht für die Inselgruppe Bahrain. Hier dürfen die verschiedenen christlichen Konfessionen ihre eigenen Kirchen bauen. Der König stellte sogar Land für den Bau der Kathedrale Unserer Lieben Frau von Arabien, der grössten Kathedrale in der Golfregion, zur Verfügung. Sie wurde mit der Unterstützung der von «Kirche in Not (ACN)»-Wohltätern errichtet. Christen machen von der Religionsfreiheit Gebrauch. „Das Schöne am priesterlichen Dienst hier ist der Umgang mit aktiven Christen. Es ist nicht nötig, sie zum Messbesuch zu ermuntern. Unser Hauptproblem ist der Platzmangel. Das gibt uns Zufriedenheit und Freude. Die Gläubigen, die mich in all den Jahren unterstützt haben, haben mich in meinem Glauben gestärkt“, sagt der Bischof, der seit mehr als 18 Jahren in der Region tätig ist.

Das harte Leben der Wanderarbeiter und ihrer Familien
Es gibt jedoch Schwierigkeiten: „Unsere Leute besitzen in der Regel nicht die Staatsbürgerschaft. Das bedeutet, dass sie das Land verlassen müssen, wenn sie ihre Arbeit verlieren. Hunderttausende wurden während der Covid-Pandemie arbeitslos. Es sieht so aus, als ob sich dieser Prozess fortsetzen könnte. Die Unsicherheit ist gross, denn sie haben Familien, die von ihnen abhängig sind, entweder in der Golfregion oder in ihren Heimatländern. Getrennte Familien sind eine weitere Herausforderung für die Seelsorge.“
Obwohl die Golfstaaten für ihren immensen Reichtum bekannt sind, bedeutet dies nicht, dass die einfachen Arbeiter oder die Kirchen in Wohlstand leben. Die Ausbeutung und Misshandlung von Arbeitskräften ist in der Region weit verbreitet. „Die kirchlichen Strukturen sind im Vergleich zu anderen Ländern relativ arm, aber es gibt Solidarität in der Kirche. Die Armen sind oft sehr grosszügig. Da wir eine grosse Zahl an Gemeindemitgliedern haben, gibt es viele Beiträge, auch wenn sie nicht ausreichen. Der grösste Teil des Kirchenbaus im Vikariat wurde von den Gläubigen vor Ort finanziert. Ich bin den Menschen dankbar, weil sie tun, was sie können“, sagte der Schweizer Erzbischof auf der Konferenz.
In diesen Ländern gibt es kaum oder überhaupt keine offizielle Unterstützung. Deshalb betont der Erzbischof, wie wichtig die Hilfe von «Kirche in Not (ACN)» während seiner Amtszeit gewesen ist, vor allem in den problematischeren Ländern: „Im Jemen habe ich von der Unterstützung von «Kirche in Not (ACN)» profitiert, als wir vor dem Bürgerkrieg noch etwas tun konnten. Ich habe meinem Nachfolger gesagt, dass er um Hilfe bitten muss, sobald es wieder möglich ist, dort etwas zu unternehmen, tun und dass er sie bei «Kirche in Not (ACN)» finden wird. Ich erinnere mich, dass man mir sagte, ich solle mich an das Hilfswerk wenden, wenn ich Unterstützung benötige Hilfe brauche. Ich weiss das zu schätzen.“

Auf seiner Reise vom 3. bis 6. November wird Papst Franziskus mit dem Grossimam von Al-Azhar zusammentreffen und mit christlichen Führern ein ökumenisches Friedensgebet abhalten. Der Gottesdienst mit der katholischen Gemeinde findet am Samstagmorgen statt.