Skip to navigation (Press Enter) Skip to main content (Press Enter)
  • Lokale Gemeindeleiter, die zusammenkamen, um die Vorfälle der Vergangenheit zu besprechen, beten gemeinsam vor dem Treffen mit Bishoip Stephen Mamze und der ACN-Delegation. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Bischof John Akinkunmi Oyejola von Osogbo (Nigeria) bei ACN International in Königstein im Taunus, Deutschland, am 18.10.2023. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Pater Peter Akinkunmi aus der Diözese Osogbo (Nigeria) bei ACN International in Königstein im Taunus, Deutschland, am 18.10.2023. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Priester beim Gebet. Besuche bei Muslimen in den Basisgemeinden. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Workshops über den Islam und den interreligiösen Dialog für Priester, Ordensleute und Laienführer in der Diözese Osogbo. Foto: Priester und gläubige Laien. Besuch einer muslimischen Basisgemeinde während des muslimischen Festes. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Der Imam und der Bischof: Ein Beispiel für interreligiöse Harmonie in Nigeria

Ein von «Kirche in Not (ACN)» finanziertes Projekt trägt im Südwesten Nigerias Früchte: Dort arbeiten christliche und muslimische Führer zusammen, um den Frieden im Bundesstaat Osun zu fördern. Dieses Projekt unter katholischer Leitung bewegt etwas in einem Land, das für interreligiöse Konflikte und Christenverfolgung bekannt ist.

Das Bistum Osogbo im nigerianischen Bundesstaat Osun hat ein Projekt entwickelt, das muslimische und christliche Führungspersönlichkeiten zusammenbringt, um Spannungen zu entschärfen und ethnisch-religiöse Konflikte zu verhindern, die in anderen Teilen des Landes, insbesondere im Mittleren Gürtel und im Norden, bereits Hunderte, wenn nicht Tausende von Toten gefordert haben.

Interreligiöse Harmonie ist unerlässlich
„In der Diözese leben etwa fünf Millionen Menschen: circa drei Millionen Muslime und zwei Millionen Christen. Die Zahl der Katholiken liegt bei etwa 600 000“, berichtete Bischof John Oyejola von Osogbo während eines Besuchs am Hauptsitz von «Kirche in Not (ACN)» in Deutschland. Obwohl sie in der Minderheit seien, betrieben die Katholiken die meisten karitativen und sozialen Entwicklungsprojekte und -einrichtungen in der Region.

In einer solchen demographischen Situation sei es unerlässlich, die interreligiöse Harmonie zu fördern, um den Frieden zu erhalten und es der Kirche zu ermöglichen, ihren Auftrag zu erfüllen. „Wir können das Christentum nicht predigen, wenn es keinen Frieden gibt, also lassen Sie uns mit allen Frieden schließen. Wir respektieren Ihre Religion, bitte respektieren Sie unsere.“ Was jedoch in Osogbo geschehe, gehe weit über den bloßen gegenseitigen Respekt hinaus und habe zu einer tiefen Freundschaft geführt, sagte Pater Peter Akinkunmi, Diözesandirektor für den interreligiösen Dialog der Diözese. Der Priester belegte auf Wunsch des Bischofs einen Kurs in Arabisch und Islamwissenschaften in Rom, bevor er nach Nigeria zurückkehrte, um dieses Projekt des interreligiösen Dialogs zu leiten.

Emigration als Herausforderung für den interreligiösen Dialog
Laut Pater Akinkunmi seien die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen im Bundesstaat Osun traditionell sehr gut gewesen, bis vor etwa 15 Jahren, als die zunehmende Verfolgung im Norden viele Südwestler zur Rückkehr in ihre Heimat zwang. „Die Geschichten, mit denen sie zurückkehrten, ihre Erzählungen und ihre Mentalität begannen unsere jungen Leute zu beeinflussen. Sie sahen Menschen, die mit leeren Händen zurückkamen, deren Leben zerstört war, und das führte zu Verbitterung.“

Die Lage verschärfte sich, als die lokale Regierung ein Gesetz erließ, das muslimischen Mädchen das Tragen des Hijab in christlichen Schulen erlaubte. „Die muslimischen und christlichen Gemeinden zogen sich gegenseitig vor Gericht, und das Gericht entschied zugunsten der Muslime. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Alle Gemeinsamkeiten zwischen christlichen und muslimischen Führern zerbrachen, sie trafen sich nicht mehr zu den verschiedenen Dialogforen“, erklärt Pater Akinkunmi.

Das Vertrauen wiederherstellen
Als Bischof Oyejola 2016 sein Amt antrat, waren die Beziehungen eingefroren, aber er ergriff die Initiative, sie wieder aufzunehmen. Was mit Botschaften des guten Willens und Höflichkeitsbesuchen beim Großimam begann, entwickelte sich zu einer guten Freundschaft. Beide religiösen Führer wussten, dass sie ihren Einfluss nutzen mussten, um das Wohlergehen der gesamten Gemeinschaft zu fördern, und so begannen sie, sich zu beraten und wichtige Themen gemeinsam anzugehen, „um eine neue Vision von christlicher und muslimischer Führung zu schaffen, indem sie gemeinsam vorangehen, zum Wohle des gesamten Staates“, so Pater Akinkunmi.

Schon bald trug diese neue Atmosphäre des Dialogs Früchte. „Die heikelste Zeit in unserer Nation waren schon immer die Wahlen, und der Bundesstaat Osun ist in dieser Hinsicht sehr speziell, weil wir den Gouverneur acht Monate vor den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen wählen, so dass Osun in der Regel der politisch angespannteste Bundesstaat des Landes ist.“ „Mit Hilfe von «Kirche in Not (ACN)» haben wir ein Forum zur Förderung von Frieden und Solidarität organisiert, damit der Bischof und der Imam zusammen mit ihren Mitarbeitern an einem Tisch sitzen und gemeinsam die Entwicklungen im ganzen Bundesstaat untersuchen können: Wie ist die Lage, wie bereiten wir uns auf die Wahlen vor? Wir sprechen dann auch Probleme an, die den Frieden in der Gemeinschaft gefährden könnten.“

Das von «Kirche in Not (ACN)» finanzierte Programm umfasst auch eine wöchentliche Live-Radiosendung, in der verschiedene religiöse Führer Informationen aus den Lehren ihrer religiösen Tradition über Frieden und interreligiöse Brüderlichkeit ziehen, sowie gemeinsame Pressekonferenzen im Vorfeld der Wahlen mit der Teilnahme christlicher und muslimischer Religionsführer sowie christlicher und muslimischer Frauen. Das Ergebnis war eine Reihe von friedlichen Wahlen. Die letzte Wahl brachte einen christlichen Gouverneur hervor, was ein ganz neues Problem zu verursachen drohte. „Eine Gruppe namens Muslim Rights Concern begann den Gouverneur zu kritisieren und warf ihm vor, hauptsächlich Christen zu ernennen und die islamische Gemeinschaft zu ignorieren. Bei solchen Behauptungen bestand die Gefahr, dass der Groll wieder aufflammte. Die örtliche islamische Gemeinschaft hat sich jedoch zu Wort gemeldet, sich von dieser Kritik distanziert und erklärt, dass sie nicht die Ansichten der Muslime im Bundesstaat Osun widerspiegelt.“ Pater Akinkunmi erinnert sich an einen anderen Fall, in dem gewalttätige Proteste gegen die Regierung wegen Währungsinstabilität und Treibstoffmangel das Land erschütterten. „Religiöse Führer aus den Basisgemeinden wurden zu Treffen und Workshops einberufen, um darüber nachzudenken, wie man mit der Situation umgehen kann, damit sie nicht zu Gewalt führt. Als Ergebnis der Beratungen wurde in den Freitag- und Sonntagspredigten besonders darauf geachtet, die Menschen zu friedlichem Verhalten aufzufordern. Im Bundesstaat Osun gab es daraufhin keine Proteste.“

Ein Scheich und Bischof
Das Vertrauen zwischen den Gemeinschaften ist inzwischen so gross, dass muslimische Vertreter zur Diözesansynode eingeladen wurden, und der Grossimam Bischof Oyejola den Ehrentitel Scheich verlieh und erklärte, dass der Begriff im Arabischen „weiser Ältester“ bedeutet. „Die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen dem Imam und dem Bischof, die wir durch dieses Projekt in den Medien bekannt gemacht haben, hat die Tendenz der Politiker gebremst, die Religion zur Manipulation unseres Volkes zu nutzen“, sagte Pater Akinkunmi, und Bischof Oyejola fügte hinzu, dass die Nachbardiözesen bereits begonnen hätten, das in Osogbo angewandte Modell nachzuahmen.

Auch andere Institutionen in Osun sind diesem Beispiel gefolgt. Vor den jüngsten Wahlen setzten sich die lokalen Zweige der muslimischen Frauenvereinigung und der Frauenflügel der Nationalen Christlichen Vereinigung gemeinsam und erfolgreich dafür ein, dass schwangere Frauen, stillende Mütter und ältere Frauen in den Warteschlangen für die Stimmabgabe bevorzugt behandelt werden; und später, als sie die Fälle von Frauen untersuchten, die in ihren jeweiligen Gemeinden karitative Hilfe benötigten, beschlossen die Christen, eine muslimische Antragstellerin zu unterstützen, weil ihre Situation ernster war als die der Christinnen. Die grossen Früchte dieses Projekts seien ohne die Unterstützung von «Kirche in Not (ACN)» nicht möglich gewesen. „Wir wollen dieses Projekt weiterführen und dafür sorgen, dass wir mehr Ergebnisse erzielen, denn was wir brauchen, ist Frieden“, unterstrich Bischof Oyejola und dankte dem päpstlichen Hilfswerk.