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  • Gaza, 08.11.2023: Die Schule der Rosenkranzschwestern nach der Bombardierung. Die Schule war vor dem Krieg mit Israel eines der Projekte von ACN und wurde in die Weihnachtskampagne 2023 aufgenommen. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Sr. Nabila mit Schülern auf dem Schulhof - in der Rosary Sisters School of Gaza. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Wiederaufbau, Sicherung (einschließlich Bau eines Unterstands) und Instandhaltungsarbeiten für die Schule der Rosenkranzschwestern in Gaza (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Schwester Nabila mit einer Gruppe kleiner Schüler - Rosary Sisters School of Gaza. Durch die anhaltenden Konflikte in Gaza ist die Schule stark zerstört und muss ständig wieder aufgebaut und instand gehalten werden. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Gaza: Bombenangriff auf katholische Schule

„Ich bin untröstlich“, so die Worte von Schwester Nabila nach der Bombardierung ihrer Schule. Die Not und das Leid der christlichen Gemeinschaft im Gazastreifen nehmen täglich zu

Einen Monat nach Beginn des aktuellen Krieges im Heiligen Land können die Folgen für die kleine christliche Gemeinschaft in Gaza nur als furchtbar bezeichnet werden. Nach Angaben eines Projektpartners des katholischen Hilfswerks «Kirche in Not (ACN)» im Heiligen Land, wurden die Häuser von mindestens 53 christlichen Familien total zerstört, die meisten Gebäude christlicher Institutionen sind durch Luftangriffe beschädigt worden. Besonders dramatisch ist die Zerstörung der katholischen Schule der Schwestern vom Heiligen Rosenkranz, eine Einrichtung, die zu einem Symbol für die christliche Präsenz und die Bildungsarbeit der lateinisch-katholischen Kirche in der Region geworden war.

Grosse Zerstörung
Die Schule befindet sich im Tal Al Hawa-Viertel, einem der drei Wohnviertel in Gaza-Stadt, in denen der Grossteil der christlichen Bevölkerung lebte, und das in den vergangenen beiden Wochen stark von Luftangriffen betroffen gewesen war. Am Samstag, den 4. November, erreichte Schwester Nabila Saleh, Ordensschwester des Heiligen Rosenkranzes und Direktorin der Schule, die traurige Nachricht, dass der Gebäudekomplex getroffen worden sei. „Ich bin untröstlich”, teilte Schwester Nabila «Kirche in Not (ACN)» in einer Textnachricht mit. Eines der Gebäude war in sich zusammengebrochen und der grosse Aussenspielplatz schwer beschädigt, ebenso die umstehenden Gebäude. Ein paar Tage später konnte Schwester Nabila sich vor Ort einen kurzen Überblick verschaffen und ein paar Bilder der Zerstörung machen, die sie mit dem Hilfswerk teilte. Erst kürzlich hatte dieses ein Hilfsprojekt für die Schule bewilligt, das nun aus offensichtlichen Gründen nicht durchgeführt werden kann. „Alles ist zerstört. Es ist sehr traurig”, sagte sie.

Zum Glück war die Schule wenige Tage nach Beginn des Krieges von den Schwestern evakuiert worden. Seitdem ist Schwester Nabila und ihre Mitschwester in der Pfarrei der Heiligen Familie in einem anderen Viertel von Gaza-Stadt untergekommen, wo sich eine Kirche, ein Kloster und eine kleine Schule befinden. Dort helfen sie fünf weiteren Ordensschwestern und einem Priester, sich um 750 vertriebene Christen zu kümmern, darunter 100 Kinder und 70 Menschen mit besonderen Bedürfnissen. „Der Wächter, der auf die Schule aufpasste, war ebenfalls ein paar Tage vor den Bombardierungen weggegangen. Einige der Schüler sind hier bei uns, und soweit wir wissen, kam, Gott sei Dank, niemand ums Leben”, bestätigte Schwester Nabila.

Die Mission der Schwestern: Die Christen in Gaza stärken
Die von den Rosenkranzschwestern geführte Schule ist ein Strahl der Hoffnung für die Gemeinde in Gaza gewesen. Nach ihrer Gründung im Jahr 2000 begann sie mit 160 Schülern, im Jahr 2023 war sie bereits eine der grössten Schulen in Gaza, die eine gute Ausbildung für 1250 christliche und muslimische Schüler angeboten hat.

In einem früheren Interview mit «Kirche in Not (ACN)» vor dem Beginn des aktuellen Konflikts hatte Schwester Nabila erklärt: „Unsere Präsenz hier ist eine Herausforderung aber auch ein Dienst, denn die Zahl der Christen ist sehr gering. Es gibt viele Hindernisse, doch es ist unsere Pflicht, der ganzen Gesellschaft zu dienen, ohne Unterscheidung. Unser Hauptziel ist es, die Christen in ihrem Heimatland zu stärken. Es ist uns sehr wichtig, im Bereich der Bildung für junge Menschen tätig zu sein.“

19 Gotteshäuser angegriffen
Ein weiteres symbolträchtiges christliches Gebäude, das beschädigt wurde, ist das orthodoxe Kulturzentrum. Das Zentrum, das in 12 Jahren harter Arbeit errichtet worden war, sei laut einem Projektpartner von «Kirche in Not (ACN)», der zum Lateinischen Patriarchat gehört, komplett zerstört worden. Es wird ebenfalls befürchtet, dass das katholische St. Thomas-von-Aquin-Zentrum, das sich auch im Tel Al Hawa-Viertel befindet, bei Luftangriffen angegriffen worden sein könnte, auch wenn dies bisher nicht bestätigt worden ist. „Es ist im Moment zu gefährlich, dorthin zu gehen und es nachzuprüfen“, so die lokale Quelle von «Kirche in Not (ACN)».

Laut einer vom Orthodoxen Patriarchat Jerusalems veröffentlichten Erklärung seien in den ersten drei Wochen dieses verheerenden Konflikts in Gaza 19 Gotteshäuser, darunter Moscheen und Kirchen, angegriffen worden. „In Zeiten der Krise und des Elends wenden wir uns den Worten von Psalm 34,19 zu, der uns sagt: ‚Nahe ist der HERR den zerbrochenen Herzen und dem zerschlagenen Geist bringt er Hilfe.’ Wir beten um Frieden, Gerechtigkeit und ein schnelles Ende des Leids in Gaza“, sagte das Patriarchat in seiner Erklärung.

„Wir können die Menschen nicht im Stich lassen“
Trotz der Anordnung, alle Bürger in Gaza sollten sich in den Süden begeben, wiederholte Schwester Nabila im Gespräch mit «Kirche in Not (ACN)» mehrmals ihre Entscheidung, bis zum Schluss bei der Gemeinde in der Pfarrei zu bleiben. Mit den Kindern und Behinderten unter ihrer Aufsicht wäre es laut der Schwester logistisch unmöglich für sie, dieser Anordnung Folge zu leisten. „Wir werden nicht gehen und unsere Leute im Stich lassen. Wir sind hier, um sie zu begleiten, wir können sie unmöglich alleinlassen”, bestätigte sie erneut bei ihren letzten Kontaktaufnahmen mit «Kirche in Not (ACN)». Seit dem Abend des 7. November hat das Hilfswerk den Kontakt zu der Ordensschwester verloren.

Die Mehrheit der Christen, die in Gaza bleiben, sind in der lateinischen Pfarrei der Heiligen Familie oder der orthodoxen Kirche St. Porphyrios untergebracht. Laut «Kirche in Not (ACN)»s Kontakten im Lateinischen Patriarchat reichen ihre Vorräte nur noch für etwas mehr als eine weitere Woche, und die Wasserversorgung wird zu einem ernsten Problem. „Sie greifen auf traditionelle Systeme der Wasseraufbereitung zurück. Sie haben kaum noch Strom, da der Generator nur rund drei Stunden am Tag arbeitet.“ „Die Kämpfe rücken immer näher. Aber ohne einen humanitären Waffenstillstand kann es keine Evakuierung geben, denn die Menschen haben grosse Angst; sie hören von den Bombenangriffen in anderen Gegenden im Gazastreifen. Zudem sind Hunger und der Mangel an Wasser und Unterkünften auch in anderen Gegenden furchtbar“, so die Quelle von «Kirche in Not (ACN)».

Hilfe für die Christen im Westjordanland und Ostjerusalem
Das Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern dürfte durch die aktuellen Ereignisse auch in diesen Gebieten nachhaltig zerrüttet sein. Mehr als 100.000 Palästinenser, darunter auch Christen, spüren die Folgen der ausgebrochenen Eskalation nicht nur durch Gewalt, sondern auch durch eingeschränkte Bewegunsfreiheit: Sie können nicht mehr nach Israel reisen und können so ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen und bekommen dadurch auch keinen Lohn. Die Bitten des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, im Westjordanland lebende Mitarbeiter in Jerusalem arbeiten zu lassen, wurde abschlägig beantwortet.

Hier einige Zahlen zur Arbeitssituation von christlichen Firmen im Westjordanland: 83 Hotels, 20 Restaurants, 45 Reiseveranstalter, 90 Souvenirläden haben geschlossen. 5'000 Christen können ihrer Arbeit als Reiseleiter, Serviceangestelle, Mitarbeiter in Olivenholzproduktionen, als  Handwerker oder Hotelangestellte nicht nachgehen. 

Diese Situation stellt viele Palastinänser, aber insbesondere auch die christlichen Palästinenser im Alltag vor grosse Herausforderungen. «Kirche in Not (ACN)» hat sich entschlossen, den bedürftigen christlichen Familien beizustehen. Die Kirche verteilt vom Hilfswerk bereitgestellte Lebensmittelgutscheine für besonders vulnerablen Familien mit Kindern, vor allem im Gebiet Bethlehem und Ramallah. Jeder Gutschein hat einen Wert von CHF 175 und ist für das Abdecken der Grundbedürfnisse bestimmt. Angesichts der hohen Lebenshaltungskosten in Ostjerusalem wird dort für arme Familien ein Gutschein im Wert von CHF 250 bereitgestellt.

Mit Ihrer Spende unterstützen Sie dieses oder ähnliche Nothilfeprojekte im Heiligen Land. Bereits eine Spende von von 175 CHF kann die Grundbedürfnisse einer in Not geratenen Person decken. Mit 250 CHF können Sie einer Familie helfen zu existieren. Die Menschen sind auf Ihre Unterstützung angewiesen.