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Predigt von Kardinal Mauro Piacenza in D-Königstein (5.12.2019)

Der Präsidenten des Hilfswerks «Kirche in Not (ACN)», Kardinal Piacenza, predigte in der Kapelle des Hauptsitzes. Seine bedenkenswerten Worte sind im Folgend nachzulesen. (Jes. 26,1-6; Psalm 117; Mt. 7,21.24-27)

 

Aus den Texten der heutigen Liturgie erkennen wir, dass der Advent die Zeit des Vertrauens ist, da Gott kommt, um uns zu retten. In der ersten Lesung heisst es, dass wir „eine starke Stadt haben“, dass der Herr uns beschützt und uns Frieden gewährt. Wir müssen uns stets auf Gott verlassen, denn er ist „ein ewiger Fels“. Und der Antwortgesang erinnert uns daran, dass es „besser ist, auf den Herrn zu vertrauen und nicht sich zu verlassen auf Fürsten“. All diese Aussagen machen uns Mut und lassen um uns eine Atmosphäre des Vertrauens, der Ruhe und der Sicherheit entstehen. In schwierigen Zeiten einer nicht nur verflüssigten, sondern sogar „zerstäubten“ Kultur ist dies eine dringende Notwendigkeit. Auf oberflächlichen Blick scheint das Christentum im Treibsand zu stecken, sämtliche Sicherheiten erodieren. Menschlich gibt es keine Griffe, an denen man sich halten kann. Aber wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, denn, auch wenn einige verworren argumentieren, „verbum Domini manet in aeternum“, das Wort des Herrn bleibt ewig!

Das Evangelium zeigt uns, wie wir unser Vertrauen zum Ausdruck bringen müssen. Es reicht nicht zu sagen: „Herr, Herr“, sondern wir müssen den Willen des Vaters erfüllen. Für uns ist es also nicht ausreichend, das Wort Jesu zu hören, wir müssen auch danach handeln. Nur unter diesen Bedingungen ist unser Vertrauen unerschütterlich, unter diesen Bedingungen bauen wir unser Haus auf Fels und sind in der starken Stadt sicher. Anderenfalls sind wir, wenn der Feind kommt, wenn moralische oder materielle Prüfungen auf uns zukommen, wenn Verwirrung und Widerspruch auftreten, schutzlos.

Das wahre Vertrauen zeigt sich in der Erfüllung des Wortes. Ich mache ein einfaches Beispiel: Vertrauen in einen Arzt zu haben heisst nicht nur, seine Diagnose anzuhören, sondern heisst auch, die Abhilfe zu akzeptieren, die er vorschlägt, die Heilmittel und Behandlungen anzunehmen, die er uns verschreibt, sonst wäre es ein trügerisches Vertrauen. Dasselbe gilt auch für den Herr. Es ist ein trügerisches Vertrauen zu sagen „Jesus ist der Retter“, „Jesus ist Barmherzigkeit“, und dann nicht nach seinen Worten und seinen Lehren zu handeln. Das wahre Vertrauen drängt uns, das Wort Jesu anzunehmen, damit es unser Leben verändern kann.

Dabei sind wir aufgefordert, es Maria gleichzutun, die stets Vertrauen in das Wort des Herrn hatte und während ihres gesamten irdischen Daseins danach gehandelt hat. Sie sagte: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie Du es gesagt hast“ (Lk. 1,38).

Es reicht nicht, den Plan Gottes zu bewundern, wir müssen ihn in uns aufnehmen, wir müssen unser Fleisch und Blut geben, damit dieser Plan in unserem Leben und in der gesamten Welt Bestand hat. Möge in uns stets das Bewusstsein unserer christlichen Identität und der Sinn der Mission lebendig sein.

Wir müssen dem Wort des Herrn vertrauen, nicht unseren Gedanken und unseren Werken. Wir müssen das Wort Gottes als Kraft annehmen, die zu uns kommt und in uns tätig ist, und es nicht als ein Wort betrachten, das an uns gerichtet wird, sondern das für uns ewig bleibt und uns dann beim Handeln alleine lässt. Hier liegt der große Unterschied zwischen dem Wort Gottes und dem Wort der Menschen. Das gute Wort eines Menschen kann für uns eine gewisse Hilfe sein, aber es kann nicht in unsere Seele dringen und kann sie nicht verändern. Das Wort Gottes hingegen ist in uns tatsächlich wie eine Lebenskraft, auf diesem müssen wir unser Dasein aufbauen, denn es ist fest wie ein ewiger Fels. Jesus sagt: „Jeder, der diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels gebaut hat“. Der Fels ist nicht der Wille dieses Menschen, auf den Jesus sich bezieht, nicht seine Arbeit, sein Tun, der Fels ist das Wort des Herrn.

Lasst uns, wie Maria, das Wort des Herrn annehmen, wohl wissend, dass in ihm unsere Kraft liegt. Lasst es uns nicht nur mit unserem Verstand, sondern mit unserem ganzen Sein, mit all unseren Gefühlen, mit unserem Willen und mit unseren operativen Fähigkeiten annehmen. Es ist erforderlich, dass es eine enge Bindung zwischen dem Wort des Herrn und all dem gibt, das in uns lebendig ist.

Der Herr bietet uns sein Wort in jedem Augenblick, sein Wort, das der Fels ist, er lässt uns alle Widersprüche überwinden und schenkt den Sieg. Diesen Sieg gilt es in jedem Augenblick unseres Lebens umzusetzen. Unser Glück besteht darin zu wissen, dass der Herr siegreich ist, er ist der Retter, der uns auf verschiedene Arten die Teilnahme an seinem Sieg anbietet, wenn wir ihm, in Nachahmung der Heiligen Jungfrau, mit vollem Vertrauen unser Herz und unser Leben öffnen. Mit diesen Gefühlen gehen wir zur Grotte von Bethlehem, wo wir das Fleisch gewordene Wort anbeten!

Fotos: Kardinal Mauro Piacenza (Bilder: «Kirche in Not (ACN)»)