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  • Beirut, Hauptstadt des Libanon.
  • Thomas Heine-Geldern, Geschäftsführender Präsident von "Kirche in Not (ACN)" links, und der maronitische Patriarch Bechara Boutros Kardinal Rai im Gespräch.
  • Gebäude der Vereinten Nationen in New York.
  • Graffito mit der Aufschrift "Hoffnung" (Hope) in einer Strasse von Beirut.

Libanon: Patriarch fordert UN-Sonderkonferenz zur Lösung der politischen Krise

Der maronitische Patriarch Bechara Boutros Kardinal Rai hat im Gespräch mit «Kirche in Not (ACN)» eine „internationale Sonderkonferenz unter Leitung der Vereinten Nationen“ für den Libanon gefordert. Die Politiker des Landes seien nicht in der Lage, die wirtschaftlichen und politischen Probleme zu lösen. Der Libanon befinde sich in einer politischen Sackgasse, sagte Patriarch Rai. Die Probleme lägen in der politischen Machtstruktur, in der sich die einzelnen Kräfte gegenseitig blockierten.

Im Gespräch mit ACN klagte der Patriarch der Maronitischen Kirche über politische Sackgassen, die den Libanon daran hindern, sich weiterzuentwickeln und seine Probleme zu überwinden. Das Gespräch des Patriarchen mit Dr. Thomas Heine-Geldern, Geschäftsführender Präsident des päpstlichen Hilfswerks «Kirche in Not (ACN)» fand am 12. September in der Sommerresidenz des Patriarchen in Dimane im Libanon statt.

Während der Begegnung sagte der Patriarch, dass die Probleme des Libanons in der politischen Machtstruktur liegen. „Der Libanon ist wie ein Kranker mit einer brandigen Hand, der nichts dagegen unternimmt. Schließlich greift die Krankheit auf den Brustkorb, auf den Arm über, doch er lehnt die Behandlung weiter ab. Dagegen muss etwas getan werden“, sagte Patriarch Béchara Boutros Rai.

Da die Politiker unfähig seien, die Probleme selbst zu lösen, sagte das Oberhaupt der größten christlichen Glaubensgemeinschaft im Libanon, müsse die internationale Gemeinschaft einschreiten und helfen. „Wir fordern eine Internationale Sonderkonferenz für den Libanon unter der Ägide der UNO. Wir müssen außerdem die Frage der palästinensischen und syrischen Flüchtlinge klären. Und zu guter Letzt müssen wir die positive Neutralität des Libanon erklären.“
„Ohne all dies gibt es keine Lösung. Dies sind die Voraussetzungen, damit das Land, das ‚eine Botschaft ist‘, wie Papst Johannes Paul II. es einmal ausdrückte, auch weiterhin Zeugnis ablegen kann“, so der Patriarch.

Den Worten des Patriarchen zufolge, sei der Libanon eine Ausnahme im Nahen Osten. „Es gibt ein demokratisches System, das sich sehr stark von dem System der Nachbarstaaten unterscheidet. Wenn Sie sich diese Nachbarn ansehen, werden Sie Länder sehen, in denen es nur eine Partei und eine Autorität gibt, die ohne Teilung der Macht regiert. Dies sind Länder, die die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte nicht unterzeichnet haben, und die unter muslimischer Dominanz leben. Im Gegensatz dazu gibt es im Libanon viele Parteien und eine Aufteilung der Macht. Es gibt keine Staatsreligion, keine muslimische Dominanz, und die Führer dieses Landes haben die Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet.“

Dr. Thomas Heine-Geldern kehrte von dieser Begegnung mit einem besseren Bild von einer Situation zurück, die zwar beunruhigend, aber doch nicht völlig hoffnungslos ist: „Der Libanon befindet sich in einer sehr schlechten, aber nicht hoffnungslosen Lage. Es gibt immer noch Hoffnung, wenn Menschen sich zusammensetzen und sich auf eine gute Person einigen, die regieren soll.“

Im Rahmen des Gesprächs wurde die Bedeutung von Bildung besonders hervorgehoben. Sie sei von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass der Geist der Toleranz auch weiterhin gedeiht – trotz sozialer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten wie der massiven Inflation, von der das Land seit einigen Jahren betroffen ist. Hierbei spiele das von der Kirche betriebene Netzwerk der Schulen, die Christen und Muslime gleichermaßen unterrichten, eine besondere Rolle. „Wir haben immer noch Einrichtungen wie Schulen, Universitäten und Krankenhäuser, sie sind das Werkzeug für die Botschaft der Kirche. Diese Einrichtungen sind in den meisten arabischen Ländern zu großen Teilen verloren gegangen, da sie verstaatlicht wurden.“

ACN leistet nach wie vor umfangreiche Unterstützung für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und hat diese parallel zu der sich verstärkenden Finanzkrise gesteigert. Gerade erst wurde ein neues Programm zur Finanzierung von 200 Schulen genehmigt, sodass diese nach den Sommerferien wieder öffnen können.

„Die Unterstützung der libanesischen Christen soll ihnen helfen, im Land zu bleiben. Wenn weiterhin viele Christen das Land verlassen, werden diejenigen, die dort bleiben, zur Minderheit und der Libanon wird aufhören, ein christliches Land im Nahen Osten zu sein. Die anderen werden es nicht akzeptieren, Christen Macht zu überlassen, wenn sie eine Minderheit sind“, erklärte Dr. Thomas Heine-Geldern.

Der Patriarch würdigte diese Unterstützung und dankte allen, die sie ermöglichen. „Ich möchte diese Gelegenheit nutzen und meine Dankbarkeit gegenüber ACN zum Ausdruck bringen. Bitte übermitteln Sie den Wohltätern unseren Dank für ihre Großzügigkeit. Möge Gott es Ihnen entlohnen!“ sagte der Patriarch.