Skip to navigation (Press Enter) Skip to main content (Press Enter)
  • Bischof George Bugeja OFM, Tripolis, Libyen
  • Verteilung von Hilfsgütern von Bischof Georges Bugeja in Tripolis, Libyen.
  • Verteilung von Hilfsgütern von Bischof Georges Bugeja in Tripolis, Libyen.

Libyen - Sprungbrett nach Europa: „Um die Flüchtlingswelle einzudämmen, müssten die Probleme vor Ort gelöst werden“.

Libyen befindet sich seit fast neun Jahren im Krieg: Regierung steht gegen Milizen, beide unterstützt von ausländischen Mächten. Die „Berliner Konferenz“ Mitte Januar wollte einen Durchbruch erreichen. Doch die wichtigsten Vereinbarungen hielten nicht einmal eine Woche. Über die aktuelle Lage im Land, die Erwartungen der Kirche im Friedensprozess und das bevorstehende Treffen der katholischen Bischöfe im Mittelmeerraum gibt der Apostolische Vikar der Hauptstadtdiözese Tripolis, Bischof George Bugeja, im Interview Auskunft. Tobias Lehner vom weltweiten katholischen Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» hat mit ihm gesprochen.

Bischof Georg Bugeja besucht zwischen dem 27. und 29. März 2020 die Schweiz: Link

ACN: Die Berliner Konferenz Mitte Januar sollte dazu beitragen, den seit 2011 andauernden Bürgerkrieg in Libyen zu befrieden. Wie bewerten Sie die Ergebnisse?
Die Konferenz war ein sehr positives Zeichen in einem langen Prozess, um Libyen zu helfen, endlich Frieden und Versöhnung zu erreichen. Das ist nicht einfach. Es gibt tiefe Spaltungen. Die Konfliktparteien sind sehr weit voneinander entfernt. Es fällt ihnen sogar schwer, sich an einen Tisch zu setzen und über die Lage zu sprechen. Alle Länder, die an der Berliner Konferenz teilgenommen haben, müssen nun ihren Beitrag leisten. Sie sollten mit einer Stimme sprechen, um das, was in der Konferenz beschlossen wurde, auch umzusetzen.

Der auf der Konferenz vereinbarte Waffenstillstand hielt nur eine Woche. Auch das Waffenembargo soll bereits gebrochen worden sein. Wie ist die aktuelle Situation in der Hauptstadt Tripolis?
Leider gab es auch nach dem Waffenstillstandsabkommen einzelne Kämpfe. Hier in Tripolis öffnet und schließt zum Beispiel der Flughafen je nach Sicherheitslage. Schulen, Geschäfte und Büros sind zumindest im Stadtzentrum geöffnet.

Libyen befindet sich seit dem Arabischen Frühling 2011 im Krieg. Kann die anhaltende Flüchtlingswelle nach Europa überhaupt gestoppt werden?
Ich denke, dass nicht Libyen Hauptursache des Flüchtlingsproblems ist. Libyen ist ein Sprungbrett nach Europa. Menschen aus Ländern südlich der Sahara fliehen vor den Problemen in ihren eigenen Ländern und versuchen, eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien zu finden. Um die Flüchtlingswelle einzudämmen, müssten die Probleme dort gelöst werden.

Obwohl die Christen in Libyen eine kleine Minderheit von ein paar tausend Gläubigen sind, wurde ihre Stimme im Konflikt immer wieder gehört. Was unternehmen Sie sozial und politisch, um die Situation der Menschen zu verbessern?
Wir tun unser Bestes, um den Menschen mit unserer Präsenz zu helfen. Die Priester und Mitarbeiter der katholischen Kirche sind während des gesamten Konfliktes im Land geblieben – auch als alle anderen Kirchen und die europäischen Botschaften Libyen verlassen haben. Unsere Anwesenheit war und ist ein Zeichen der Ermutigung für alle, die in die Kirche kommen. Abgesehen davon haben wir in Tripolis auch ein kleines Zentrum, in dem wir medizinische Erstversorgung und humanitäre Hilfe leisten.

Ende Februar findet im italienischen Bari eine Konferenz aller Bischöfe aus dem Mittelmeer-Raum statt. Auch Papst Franziskus wird kommen. Bei der Konferenz wird es unter anderem um die Themen Migration und Friedenspolitik gehen. Was erwarten Sie von diesem Treffen?
Ich hoffe, an dem Treffen teilnehmen zu können. Ich glaube nicht, dass die Bischöfe diejenigen sind, die Lösungen finden können. Ich erwarte, dass wir unsere besonderen Situationen, die jeder Bischof in seiner Diözese erlebt, diskutieren und vortragen können, voneinander lernen und uns gegenseitig unterstützen.