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  • Flüchtlinge in Mosambik (Foto: Johan Viljoen)
  • Flüchtlinge in Mosambik (Foto: Johan Viljoen)
  • Ulrich Kny, Projektverantwortlicher bei «Kirche in Not (ACN)» für Mosambik (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Islamistische Terroristen des IS. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Mozambik: Wie viele Tote braucht es noch, bis die Welt reagiert?

Eine Woche nach dem islamistischen Anschlag auf die Stadt Palma weiss Pater Antonio Chamboco noch immer nichts über den Verbleib seiner Gemeindemitglieder. Gegenüber dem Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» drückte der örtliche Gemeindepfarrer jetzt seine Trauer darüber aus.

Obwohl er nicht in Palma im äussersten Norden der Provinz Cabo Delgado war, als der Angriff am 24. März begann, verfolgte er die Nachrichten aus der Ferne. Hilflos hörte er von der Gewalt des Angriffs, den Menschen auf der Flucht, den Leichen auf den Strassen. Zu dem Anschlag hat sich am Montag, 29. März, die selbsternannte Dschihadistengruppe "Islamischer Staat" bekannt.

Barbarisches Vorgehen
"Als ich von dem Angriff hörte, fühlte ich Schmerz und Traurigkeit. Schmerz, weil ich seit einem Jahr in Palma bin und die Menschen, die Gemeinschaft dort bereits liebgewonnen hatte“. Zunächst sei es noch möglich gewesen, mit Palma in Kontakt zu bleiben, aber die Telefonleitungen waren schnell tot. „Ich war in der ersten Phase [des Angriffs] mit zwei Koordinatoren der katholischen Gemeinde in Kontakt. Als das [Telefon-]Netz noch funktionierte, informierten sie mich, dass [im Dorf] geschossen wurde, aber fünf Minuten später gab es keine Kommunikation mehr..."
Der Pfarrer weiss nicht, ob die Kirche und das Gemeindehaus von den Terroristen beschädigt wurden. Auch der Verbleib der Menschen sei ungewiss und beunruhigend. Von Dutzenden Toten ist die Rede. Palma hatte eine Bevölkerung von etwa 50.000 Einwohnern und ist jetzt eine Geisterstadt. Bilder aus einem Video, das «Kirche in Not (ACN)» zugesandt wurde und das nach dem Angriff in Palma aufgenommen worden sein soll, zeigen Bilder mit den Überresten eines beispiellosen Massakers, enthaupteten Menschen und verstümmelten Leichen.

Die Welt schaut tatenlos zu
"Die Bilder, die wir gesehen haben, sind schockierend. Wir können sie nicht einmal teilen, weil sie durch ihre Brutalität die Menschenwürde verletzen. Die Terroristen scheinen in ihrer Zerstörungswut den grössten Schaden anrichten und den grössten Schrecken säen zu wollen. Wir fragen uns, wie viele Tote es noch braucht, bevor die Welt etwas tut, um diese Gewalt zu stoppen. Diese Leben scheinen nicht zu zählen. Es zerreisst mir das Herz", sagt Ulrich Kny, Projektleiter für Mosambik bei «Kirche in Not (ACN)» International.
"Unser Hilfswerk versucht unmittelbar dort zu helfen, wo die Kirche vor Ort das Mögliche und Unmögliche tut, um die humanitäre Krise zu lindern. Aber es ist notwendig, diese hemmungslose Gewalt zu stoppen. Beten wir für dieses Volk, das alles verloren hat, und auch für alle, die vermisst werden oder auf der Flucht  sind. Die Welt kann dieses Drama nicht ignorieren", fordert Kny.
Tausende von Menschen sind noch immer verschollen. Pater Chamboco fürchtet um das Leben seiner Gemeindemitglieder. Er konnte nur mit zwei Koordinatoren der katholischen Gemeinde  Kontakt aufnehmen. "Einen von ihnen konnte ich in der Nähe der tansanischen Grenze erreichen. Als er vor den Angriffen floh, ging er nach Tansania und ist noch dort“. Der andere Gemeindekoordinator scheint in Nangade Zuflucht gesucht zu haben, wie ihm eine Frau berichtete, die aus Palma gerettet wurde. Über die anderen Gemeindemitglieder weiss der Pfarrer fast nichts.

Wahrhaft ein Kreuzweg
Für Pater António Chamboco ist trotz aller Gewalt eine Botschaft der Hoffnung nötig. "Wir beten in dieser Karwoche, dass Christus mit seinem Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung den Menschen, die in dieser Zeit leiden, Linderung verschafft. Wir müssen beten und auf Gott vertrauen, damit er hilft und all diese Probleme in der Provinz Cabo Delgado lindert."
Die Region Cabo Delgado ist seit Oktober 2017 Schauplatz von Angriffen bewaffneter Gruppen, die sich zu den Dschihadisten der Gruppe Islamischer Staat bekennen, und hat die Region in eine tiefe humanitäre Krise geführt. Nach Angaben der Vereinten Nationen gab es Ende des letzten Jahres mehr als 670.000 Vertriebene und mehr als 2.500 Tote. Mit den jüngsten Angriffen hat sich die Situation verschlimmert.

«Kirche in Not (ACN)» hilft so gut es geht
"Der Angriff auf Palma ist eine klare Eskalation des Konflikts. Palma war ein wichtiger Ort, im Bezirk lebten schätzungsweise mehr als hunderttausend Menschen, denn zusätzlich zu den Einheimischen hatten dort bereits mehr als vierzigtausend Menschen Zuflucht gesucht, die vor früheren Angriffen in anderen Bezirken geflohen waren. Was könnte tragischer sein, als von einem Ort zum anderen gejagt zu werden?", fragt Kny.
Das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» hat sich von Anfang an bemüht, die Anstrengungen der örtlichen Kirche um die vertriebene Bevölkerung zu unterstützen, und hat eine erste Soforthilfe von 160.000 Euro bereitgestellt. «Kirche in Not (ACN)» hat ausserdem den Lebensunterhalt von Priestern und Schwestern in der Region unterstützt, sowie die Ausbildung von Seminaristen und andere Projekte finanziert, die mit den dringendsten Bedürfnissen des kirchlichen Lebens in Mosambik zu tun haben.
"Wir müssen unsere finanzielle Unterstützung und unsere Gebete für die Kirche im Norden Mosambiks erhöhen. Angesichts des zu erwartenden drastischen Anstiegs des Flüchtlingszustroms werden die Diözese Pemba und die Nachbardiözesen, die mit dieser humanitären Katastrophe schon jetzt völlig überfordert sind, ihre Arbeit ohne Hilfe von außen nicht ausweiten können", sagt Kny.