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  • Msgr. Rolando José Alvarez Lagos, Bischof von Matagalpa, in einem zerstörten kirchlichen Gebäude, das von Anhängern Ortegas so zugerichtet wurde. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Regina Lynch - Projektverantwortliche bei Kirche in Not ACN International. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Gewalt auf der Strasse in Nicaragua. (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Msgr. Rolando José Alvarez Lagos, Bischof von Matagalpa, Nicaragua (2019) (Foto: «Kirche in Not (ACN)»)

Nicaragua: Bischof Álvarez zu 26 Jahren Haft verurteilt

Das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» ruft zum Gebet für die Kirche in Nicaragua und für den am 10. Februar verurteilten nicaraguanischen Bischof Rolando Álvarez auf. Vereint mit Papst Franziskus, der sich am 12. Februar nach dem Angelusgebet traurig und besorgt zeigte, bittet ACN darum, die Situation in Nicaragua nicht aus den Augen zu verlieren, in der sich Rolando Álvarez, Bischof von Matagalpa und Apostolischer Administrator der Diözese Estelí, befindet.

Laut verschiedener Medien nimmt die Regierung nun Priester, die Bischof Rolando Alvarez in ihren Gottesdiensten erwähnen, mit der Begründung fest, dies sei „eine verbotene Tätigkeit“. Mindestens zwei Priester wurden Berichten zufolge in Madriz beziehungsweise Nueva Segovia verhaftet, weil sie den Bischof in ihren Sonntagsgottesdiensten erwähnten oder für ihn beteten.
Angesichts des Versuchs, die Gebete des nicaraguanischen Volkes zum Schweigen zu bringen, bittet «Kirche in Not (ACN)» seine Wohltäter in aller Welt, ihre Gebete für die nicaraguanische Kirche zu verstärken, damit sie sich in den aktuellen Schwierigkeiten nicht alleingelassen weiss und weiterhin das Evangelium verkünden und die Menschen, insbesondere die Schwächsten und Ärmsten, begleiten kann.

Wegen Landesverrat verurteilt
Das Urteil gegen Bischof Rolando Álvarez erging einen Tag, nachdem er sich geweigert hatte, zusammen mit mehr als 200 politischen Gefangenen, darunter mehrere Priester und Seminaristen, das Land zu verlassen. Sie wurden der „Verschwörung“ beschuldigt und in die Vereinigten Staaten abgeschoben. Zu den Ausgewiesenen gehörten die Priester Oscar Benavides, Ramiro Tijerino, Sadiel Eugarrios, José Díaz und Benito Martínez sowie der Diakon Raúl Veja. Ebenfalls abgeschoben wurden die Seminaristen Melkin Centeno und Darvin Leyva sowie die beiden Verantwortlichen für soziale Kommunikation der Diözese Matagalpa, Manuel Obando und Wilberto Astola. Sie alle befanden sich im Gefängnis wegen „Verstosses gegen die Unabhängigkeit, die Souveränität und die Selbstbestimmung des Volkes“ sowie wegen Anstiftung zu „Gewalt, Terrorismus und wirtschaftlicher Destabilisierung“.
Der Bischof von Matagalpa stand seit den frühen Morgenstunden des 19. August 2022 unter Hausarrest. Sein Name befand sich zwar auf der Liste der Personen, die abgeschoben werden sollten. Er weigerte sich jedoch, das Flugzeug zu besteigen. Der für Mittwoch, den 15. Februar, angesetzte Prozess wurde deswegen vorgezogen, wobei der Richter eine Freiheitsstrafe von 26 Jahren verhängte. Demnach würde Bischof Alvarez bis 2049 im Gefängnis bleiben. Der Richter erklärte ihn zum „Landesverräter“ und der „Verschwörung zur Untergrabung der nationalen Integrität und der Verbreitung falscher Nachrichten durch Informations- und Kommunikationstechnologien zum Schaden des Staates und der nicaraguanischen Gesellschaft“ für schuldig.

Ein Versuch, die Kirche zum Schweigen zu bringen
Im August 2022 beklagte «Kirche in Not (ACN)» die Lage der Katholiken in Nicaragua. Regina Lynch, internationale Projektleiterin bei «Kirche in Not (ACN)» International, sagte: „Wir erleben gerade einen Prozess, der die Kirche in Nicaragua zum Schweigen bringen will.“
Sie erklärte weiter: „Nicaragua wird weiterhin von der Krise erschüttert, die vor mehr als fünf Jahren ausbrach. Die Lage in dem mittelamerikanischen Land ist kritisch, die Polarisierung gross und die Konfrontation stark. Wir glauben, dass das Gebet in dieser Zeit wichtiger ist als je zuvor.“
«Kirche in Not (ACN)» ist bestürzt über die bei dem Hilfswerk regelmässig eingehenden Berichte über Priester, denen die Rückkehr ins Land verweigert wird, über Visabeschränkungen für Ordensleute, die Kontrolle und Überwachung der Bewegungen von Priestern und Bischöfen, das Abhören von Predigten sowie über das Verbot von Prozessionen und religiösen Feiern.
In einer Situation grosser politischer und sozialer Unsicherheit hat das Engagement der Kirche in ihrer Rolle als Friedensvermittlerin und Förderin der Versöhnung im Land dazu geführt, dass Gläubige und Priester Opfer von Repressionen, falschen Anschuldigungen, ungerechtfertigten Verhaftungen und Gefängnisstrafen geworden sind.

Hunderte von Angriffen gegen die Kirche
Im November 2022 erschien der jüngste Bericht der Rechtsanwältin und Forscherin Martha Patricia Molina „Nicaragua: eine verfolgte Kirche? (2018-2022)“. Dem Bericht zufolge wurden im Zeitraum zwischen April 2018 und Oktober 2022 insgesamt 396 Angriffe auf die katholische Kirche in diesem mittelamerikanischen Land verübt.
Unter den fast 400 dokumentierten Vorfällen sind Schändungen, Raubüberfälle, Drohungen und Hassreden zu finden. In diesem Zeitraum waren mehrere Bischöfe, Priester, Ordensschwestern und Laien Ziel von Repressalien seitens der Behörden.
Die drastische Massnahme der nicaraguanischen Regierung gegen Bischof Alvarez ist ein weiterer Schritt in der Spirale der Konfrontation gegen die Kirche und ihre Mitglieder. Der Apostolische Nuntius, Waldemar Stanislaw Sommertag, war bereits im März 2022 des Landes verwiesen worden. Ebenso wurde die Ausreise der Missionarinnen der Nächstenliebe, der von der heiligen Mutter Teresa von Kalkutta gegründeten Kongregation, sowie anderer Ordensleute und Priester erzwungen. Ausserdem schloss die Regierung den Fernsehsender der Bischofskonferenz und katholische Radiosender und verstaatlichte die katholische Universität von Trópico Seco, die zur Diözese Estelí gehörte.

Im Jahr 2021 unterstützte «Kirche in Not (ACN)» Projekte in Nicaragua mit CHF 325'000.