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  • Msgr. Prof. Dr. Obiora F. Ike aus Nigeria. Er ist ausserdem auch Präsident des Club of Rome in Nigeria (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Novizinnen in Nigeria (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Binnenflüchtlinge in Nigeria (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Seminaristen in Nigeria (Bild: «Kirche in Not (ACN)»)

Nigeria – das zerrissene Land

Msgr. Obiora Ike aus Nigeria weilt vom 1. bis 8. November 2020 in der Schweiz. In verschiedenen Pfarreien wird er Gottesdienste feiern. Obiora Ike wird in den Predigten auf die äusserst schwierige Situation der Christen in seiner Heimat Nigeria eingehen. Die Corona-Pandemie verschärft die Situation zusätzlich.

Termine in der Schweiz vom 1.-8.11.2020

In Nigeria leben über 200 Millionen Menschen. Das Land ist reich an Rohstoffen, doch von deren Verkauf profitiert nur eine kleine Elite. Zudem ist die Korruption weit verbreitet.

Msgr. Obiora Ike – „Die Welt darf das Schicksal der Christen in Nigeria nicht ignorieren“
Der aus Nigeria stammende Msgr. Obiora Ike setzt sich vehement für die verfolgten Christinnen und Christen in seinem Land ein. Tausende von Opfern unter Christen und Muslimen gehen in Nigeria auf das Konto der radikalislamischen Gruppierung Boko Haram, die seit vielen Jahren Angst und Schrecken verbreitet. Die Gewalt gegen Christen betrifft vor allem den Norden des afrikanischen Staates. Dort leben mehrheitlich Muslime. Die Christen bilden im Norden eine Minderheit. Der Norden des Landes ist arm, trocken, sittenstreng und voller Vorbehalte gegen das Moderne. Der Süden dagegen boomt.
Boko Haram passt diese Entwicklung im Süden nicht und strebt ein Kalifat an. Die radikale Gruppe verfolgt alle, die einen säkularen Staat und ein gleichwertiges Nebeneinander der Religionen unterstützen. Durch die grassierende Korruption bei den Ordnungshütern und in der Politik gelingt es der Polizei und dem Militär nicht, die Terroristen wirksam zu bekämpfen.

Bewaffnete Fulani-Hirten
Die Ethnie der Fulani ist mit mindestens 25 Millionen Angehörigen eine der grösseren Gruppen in Westafrika. Die Fulani leben über viele Länder in der Region verstreut. In den meisten Staaten sind sie in der Minderheit. Traditionell leben sie als Hirtennomaden von der Viehzucht. Wegen des Klimawandels sehen sie sich ihrer Existenz bedroht, weshalb sie vermehrt in Gebiete ziehen, wo sesshafte Bauern Höfe betreiben. Fulani-Hirten sind oftmals bis an die Zähne bewaffnet, vertreiben die Bauernfamilien von ihren Bauernhöfen oder töten sie. Woher die Waffen kommen lässt sich nicht genau sagen. Die Opfer sind häufig Christen. Diesen Konflikt auf die Religion zu beschränken, greift zu kurz. Der nigerianische Präsident Muhammadu Buhari, selbst ein Fulani, bleibt untätig. „Dies ist ein riesiger Skandal, den wir momentan in Nigeria erleben“, so Obiora Ike. Es wird geschätzt, dass im Jahr 2018 die Fulani für viel mehr Opfer verantwortlich waren als Boko Haram. Wie auch gegen Boko Haram unternehmen die Ordnungshüter kaum etwas gegen die bewaffneten Fulani-Hirten. Die Situation ist für viele Nigerianer schwierig.

Kirche bringt Hoffnung
Die Kollekte in den Gottesdiensten wird für die Christen in Nigeria aufgenommen. Damit werden Projekte vor Ort finanziert. Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas bekennt sich knapp die Hälfte der Einwohner zum Christentum – die Mehrheit von ihnen lebt im Süden. Wenn ein Exodus der Christen aus dem Norden verhindert werden will, bedarf es ihrer Unterstützung.
Aus Nigeria gibt es aber auch Positives zu berichten. Das Priesterseminar mit den meisten Seminaristen weltweit befindet sich in Nigeria. Die Kirche setzt sich für ein friedliches Nebeneinander ein und fordert die Einhaltung der Religionsfreiheit. Obiora Ike freut sich über den starken Glauben der Menschen in seinem Land. Gleichzeitig bittet er aber auch die Menschen weltweit, die nigerianischen Christen nicht zu vergessen: „Die Welt darf das Schicksal der Christen in Nigeria nicht ignorieren. Was dort heute passiert, kann morgen auch anderswo eintreten. Wir müssen zusammenstehen und gemeinsam Lösungen finden.“ Ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen ist für ihn zentral, um eine weitere Radikalisierung zu verhindern.

Msgr. Prof. Dr. Obiora F. Ike
Erwurde am 7. April 1956 geboren. Er ist ein nigerianischer römisch-katholischer Geistlicher, Professor und Menschenrechtler. An der Universität Innsbruck machte er einen Abschluss in den Fächern Politikwissenschaften, Philosophie und Theologie. Im Jahr 1981 empfing er in Hohenems im österreichischen Vorarlberg die Priesterweihe. 1985 wurde ihm an der Universität Bonn der Doktortitel verliehen. Ein Jahr später habilitierte er sich in Sozialethik, Geschichte und Afrikanistik. An verschiedenen Hochschulen weltweit nahm er immer wieder Lehraufträge war. Seit 2005 ist er Mitglied des Club of Rome Nigeria und steht diesem vor. Generalvikar des Bistums Enugu war er von 1998-2009. Seit 2016 ist er Direktor der Stiftung Globethics.net mit Sitz in Genf. Am 3. Juli 2020 wurde er von der Stephanus-Stiftung, die sich für die verfolgten Christen einsetzt, als Preisträger ausgezeichnet. Ihm wurde dieser Preis für sein grosses Engagement für die verfolgten Christen in seiner Heimat aber auch rund um Welt verliehen.

Das Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» stellt für Projekte in Nigeria jährlich rund CHF 1,5 Mio. zur Verfügung.