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  • Eine Strassenszene in Pakistan (Credit: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Eine Frau beim Gebet in einer Kirche in Pakistan (Credit: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Ein Esel mit einem Karren in Pakistan (Credit: «Kirche in Not (ACN)»)
  • Die entführte pakistanische Christin Maira Shahbaz vor ihrer Entführung (Credit: «Kirche in Not (ACN)»)

Pakistan – Die 14jährige Maira Shahbaz ist aus dem Haus ihres Entführers geflüchtet

Maira Shahbaz, das christliche pakistanische Mädchen, das in der letzten Zeit im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit stand, ist aus dem Haus von Mohamad Nakash, der nach Auffassung des Obersten Gerichtshofes in Lahore ihr rechtmässiger Ehemann sein soll, geflüchtet. Nach ihrer Flucht gab sie in einer Polizeistation eine Zeugenaussage zu Protokoll, in der sie angab, gefilmt worden zu sein, während ihr Entführer sie vergewaltigte.

Maira flüchtete aus dem Haus, das sich im nahegelegenen Faisalabad befindet, wo sie - Informanten aus dem Umfeld der Familie zufolge - zur Prostitution gezwungen worden sei. Sie, ihre Mutter und drei Geschwister seien nun auf der Flucht. Nach Mairas Angaben habe Mohamad Nakash damit gedroht, sie und ihre Familie zu töten: “Sie drohten damit, meine ganze Familie zu ermorden. Mein Leben war in den Händen des Beschuldigten in Gefahr, und Nakash vergewaltigte mich wiederholt brutal.”

Traumatsieirtes Mädchen
In ihrer Erklärung wies das katholische Mädchen ihre angebliche Abkehr vom Christentum zurück und unterstrich, es sei betrogen worden, indem es dazu gezwungen worden sei, Blankodokumente zu unterschreiben. Überdies hätten der Entführer und seine Komplizen ihr damit gedroht, dass Vergewaltigungsvideo zu veröffentlichen, wenn sie seinen Forderungen nicht Folge leisten würde.
«Kirche in Not (ACN)» hat vom Anwalt von Mairas Familie, Khalil Tahir Sandhu, eine Kopie der Zeugenaussage erhalten, die das Mädchen gegenüber der Polizei abgegeben hat. Darin beschrieb Maira, wie sie entführt wurde und welche bestialischen Grausamkeiten sie in der Gefangenschaft erleiden musste.
In einem Gespräch mit «Kirche in Not (ACN)» beschrieb Lala Robin Daniel, ein Freund der Familie, ihr Leben auf der Flucht, bei der sie alle paar Tage den Ort wechseln müsse, und fügte hinzu: “Maira ist traumatisiert. Sie kann nicht sprechen. Wir möchten sie zu einem Arzt bringen, aber wir haben Angst, dass wir entdeckt werden. Wir haben alle sehr große Angst, aber wir setzen unser Vertrauen auf Gott.”
Die Familie fordert, Nakash für sexuelle Verbrechen an einer Minderjährigen zu inhaftieren, und ihr Anwalt, Tahir Sandhu, beantragte bei den Gerichten sowohl die Aufhebung der Ehe als auch die Anerkennung, dass ihr Gewalt angetan wurde, um die Bekehrung durch Zwang zu erreichen. Hingegen forderte der mutmassliche Entführer als Reaktion darauf die Festnahme der Mutter des Opfers, Niquat, sowie die ihrer Onkel und von Lala Robin Daniel unter der Behauptung, sie hätten das Mädchen entführt und es aus seinem Haus weggebracht.
Dieses ereignete sich rund drei Wochen, nachdem der Oberste Gerichtshof in Lahore den Fall der mutmasslichen Entführung des Mädchens vom 28. April zugunsten von Nakash entschieden hatte, der beschuldigt worden war, sie am helllichten Tag gemeinsam mit zwei Komplizen in der Nähe ihres Elternhauses entführt zu haben. Die Familie widersprach durchweg seinen Behauptungen, Maira geheiratet zu haben. Vor Gericht legte Mairas Anwalt eine offizielle Geburtsurkunde vor, um zu beweisen, dass das Mädchen zum Zeitpunkt der angeblichen Trauung im Oktober erst dreizehn Jahre alt war.

Problem in vielen Ländern
Dem von «Kirche in Not (ACN)» herausgegebenen “Bericht zur Religionsfreiheit weltweit” zufolge ist die Entführung und Zwangsbekehrung von religiösen Minderheiten angehörenden Frauen – oft in Tateinheit mit Vergewaltigung und anderer sexueller Gewalt - ein grosses Problem in vielen Ländern der Welt, in denen Menschenrechtsverletzungen verübt werden, besonders in Pakistan und Ägypten. Diese Entführungen folgen keinem festen Muster. Manche ergeben sich aus der Gelegenheit, während andere durch organisierte Gruppen verübt werden. Einem beträchtlichen Teil liegt nicht ausschliesslich der religiöse Glaube zugrunde, sondern es kommen verschiedenen Faktoren zusammen, darunter in manchen Fällen auch eine finanzielle Motivation.
Örtliche NGOs in Pakistan schätzen, dass mindestens eintausend Christinnen und Hinduistinnen jedes Jahr entführt und zur Konvertierung gezwungen werden und ihren Angreifer heiraten. In Ägypten verschwanden zwischen 2011 und 2014 mindestens 550 christliche Frauen im Alter von 14 bis 40 Jahren, und bis heute werden regelmässig Mädchen entführt. Nach Angaben des Menschenrechtsrats und der Bewegung für Solidarität und Frieden in Pakistan nehmen Entführungen von Frauen zu. Oft würden die Behörden den Eltern mitteilen, das Mädchen habe aus freiem Willen den Glauben gewechselt und geheiratet. Viele Familien würden das Verbrechen nicht anzeigen oder die Anklage nach Drohungen gegen andere weibliche Familienmitglieder zurücknehmen.