Pakistan: Durchbruch für verschleppte 14-jährige Christin?
Die Katholikin Maira Shahbaz war Ende April Zeugenaussagen zufolge von drei Männern auf offener Strasse in ein Auto gezerrt und verschleppt worden. Einer der Entführer namens Mohamad Nakash habe sie anschliessend zur Frau genommen und sie gezwungen, ihren christlichen Glauben aufzugeben. Laut Angaben der lokalen Unterstützer sei das Mädchen für einen Einstieg in die Sexindustrie vorbereitet worden.
Aus der Gewalt des Entführers befreit, aber noch kein Kontakt zur Familie
In einem Schnellverfahren vor einem Gericht in Faisalabad hatte Nakash Unterlagen vorgelegt, die belegen sollten, dass er und Maira bereits im Oktober 2019 geheiratet hätten und sie bereits 19 Jahre alt sei. Das Gericht gab dem Entführer recht. Das Bezirksgericht von Islamabad erkannte jedoch in einer Berufungsverhandlung die von der Familie vorgelegte Geburtsurkunde an. Aus ihr geht hervor, dass das Mädchen noch minderjährig ist. Das Gericht ordnete die Unterbringung in einem Frauenhaus an, untersagte jedoch den Kontakt zu ihrer Familie.
Ein polizeiliches Gutachten, das bei der Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof herangezogen wird, beschuldigt Mohamad Nakash, eine gefälschte Heiratsurkunde vorgelegt zu haben. Ein muslimischer Geistlicher hatte bestätigt, nicht an der mutmasslichen Eheschliessung beteiligt gewesen zu sein. Zudem fehlte die nach islamischen Recht erforderliche Zustimmung von Nakashs Ehefrau, mit der er weiterhin verheiratet ist und zwei Kinder hat. Auch geht das Gutachten davon aus, dass Nakash und zwei Komplizen Maira Shahbaz mit Gewalt entführt haben. Sollte der Oberste Gerichtshof dieser Überzeugung folgen, drohen den Beschuldigten Haftstrafen. Mohamad Nakash hat im Gegenzug ein polizeiliches Gutachten gegen Mairas Mutter und den Anwalt angestrengt, in dem er ihnen Belästigung vorwirft.
Internationaler Druck nötig
Der Anwalt von Mairas Familie, Lala Daniel, teilte «Kirche in Not (ACN)» mit: „Die Entwicklungen der vergangenen Tage sind eine Antwort auf unsere Gebete. Wir sind allen dankbar, die an Mairas Schicksal Anteil nehmen. Wenn die Polizei und die Gerichte merken, dass Menschen im Westen den Fall verfolgen, werden sie unter grösserem Druck stehen, den Gesetzen zu folgen, anstatt extremistischen Gruppen nachzugeben.“
Mairas Schicksal ist kein Einzelfall. Der Menschenrechtsorganisation „Bewegung für Solidarität und Frieden“ zufolge werden in Pakistan jedes Jahr rund 1000 christliche und hinduistische Frauen und Mädchen entführt und zwangsverheiratet.
«Kirche in Not (ACN)» unterstützt christliche Familien in Pakistan bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und steht den bedrängten Gemeinden bei. Um weiter helfen zu könnten, bittet «Kirche in Not (ACN)» um Spenden!