Flüchtlingsfrauen bereiten das Essen zu (© ACN)

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Burkina Faso: Dschihadisten greifen auch Muslime an

Die Kirche in Burkina Faso ist im Visier islamistischer Terroristen – Kirchen werden angegriffen, Gläubige während der Messe erschossen, Priester entführt und getötet, erzählt Abbé Jacques Sawadogo.

Aber die Dschihadisten greifen ebenso Moscheen und gläubige Muslime an. Der Priester aus Burkina Faso wird am Samstag, 18. und Sonntag, 19. Oktober in der Kirche Notre-Dame in Nyon über die harte Realität dieses westafrikanischen Landes berichten.

Jacques Berset, für ACN

Seit 2015 hat die Gewalt durch Dschihadisten zur Vertreibung von fast 2 Millionen Menschen geführt und 26'000 Burkinabés das Leben gekostet, darunter Christen und Muslime, eine Bevölkerung, die oft zwischen zwei Fronten steht. Die mit Al-Qaida verbündete Gruppe zur Unterstützung des Islam und der Muslime (GSIM) und der Islamische Staat in der Grossen Sahara (EIGS), der der Organisation Islamischer Staat angehört, säen in fast der Hälfte des Landes Tod und Verderben. Die Dschihadisten kontrollieren weite Teile des Territoriums, vor allem im Norden an der Grenze zu Mali, aber auch im Osten und Südwesten. 

Angriff auf das islamisch-christliche Zusammenleben

Terroristische Gruppen versuchen, das seit langem bestehende islamisch-christliche religiöse Gleichgewicht im Land zu zerstören, mit dem Ziel, eine Gesellschaft zu islamisieren, die für ihr gutes Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen bekannt ist. In Burkina Faso gibt es viele gemischte Familien, und oft gehören nicht alle Mitglieder einer Familie derselben Konfession an. Es gibt zahlreiche islamisch-christliche Paare sowie Priester aus muslimischen Familien.

„In katholischen Schulen haben wir muslimische Lehrer. Der Wille, das interreligiöse Zusammenleben aufrechtzuerhalten, ist nach wie vor stark. Christen und Muslime verstehen sich gut. Die Dschihadisten-Angriffe sorgen zwar für Spannungen und ein gewisses Misstrauen zwischen den Gemeinschaften. Aber wenn die Bevölkerung vor den Angriffen flieht, fragen sich die Menschen nicht, wer Christ und wer Muslim ist. Sie leben gemeinsam in Flüchtlingslagern oder in Gemeindesälen, die sie ohne Unterschied aufnehmen!“ 

Im Oktober 2024 griffen mehr als 100 Terroristen das Dorf Kouri an, wobei 13 Menschen ums Leben kamen und erhebliche Schäden entstanden (© ACN)

Im Oktober 2024 griffen mehr als 100 Terroristen das Dorf Kouri an, wobei 13 Menschen ums Leben kamen und erhebliche Schäden entstanden (© ACN)

Die Dschihadisten haben Dutzende Moscheen niedergebrannt

„Die Dschihadisten haben Dutzende Moscheen niedergebrannt, Imame getötet, Kirchen geplündert und niedergebrannt: Sie machen keine Unterschiede!“, sagt Abbé Sawadogo. Er weist darauf hin, dass sie beispielsweise am Sonntag, dem 12. Mai 2019, bei einem Angriff auf die Kirche von Dablo in der Diözese Kaya im nördlichen Zentrum von Burkina Faso den 34-jährigen jungen Priester Syméon Yampa und fünf Gläubige getötet haben.

„Ausserdem weiss man immer noch nichts über das Schicksal von Pater Joël Yougbaré, Pfarrer von Djibo im Norden des Landes, der am Sonntag, dem 17. März 2019, in der Region im Norden Burkina Fasos an der Grenze zu Mali entführt wurde. Es wird vermutet, dass er von Dschihadisten entführt wurde...“ Die unsichere Lage wird von Drogenhändlern und kriminellen Gruppen ausgenutzt, die ihrerseits Raub und Plünderungen begehen.  

Verallgemeinerungen sind zu vermeiden

Abbé Jacques Sawadogo mahnt dazu, Verallgemeinerungen zu vermeiden: Nicht alle Dschihadisten sind Fulani [ein traditionell in ganz Westafrika ansässiges Hirtenvolk, Anm. d. Red.], ebenso wenig wie alle Muslime Dschihadisten sind. Die Mehrheit der Opfer sind tatsächlich Muslime.  

So zwingen die Dschihadisten in einigen Dörfern einen radikalen Islamismus auf und verlangen, dass alle Frauen den islamischen Schleier tragen und alle Männer sich einen Bart wachsen lassen. „Diejenigen, die ihrer radikalen Ideologie nicht folgen, müssen das Dorf verlassen oder werden massakriert, ebenso wie diejenigen, die mit der Armee oder der Zentralregierung zusammenarbeiten. Es ist ein Kampf gegen die Regierung: Sie greifen beispielsweise Schulen an, von denen viele geschlossen sind. Sie sind gegen Bildung, die sie als westliche Erziehung bezeichnen. Sie bieten keine Alternative und wollen allen die Scharia [das islamische Recht, Anm. d. Red.] aufzwingen, aber sie haben bei weitem nicht die Zustimmung aller Muslime...“ 

Es handelt sich nicht um einen Kampf zwischen Christen und Muslimen

Abbé Jacques Sawadogo betont: Es handelt sich nicht um einen Kampf zwischen Christen und Muslimen. Die Terroristen sind radikale extremistische Dschihadisten, die zwar eine Minderheit darstellen, aber bewaffnet sind und die Bevölkerung unterschiedslos terrorisieren. „Diese Gruppen sind auch in Mali, Niger und seit einiger Zeit im Norden Benins aktiv und dringen bis in den Norden Togos vor.“

In all diesen Regionen nimmt die Unsicherheit zu. Um beispielsweise in die Hauptstadt Ouagadougou zu gelangen, müssen der Bischof von Dori im Nordosten Burkina Fasos oder die humanitären Helfer, die in dieser Region der Sahelzone arbeiten, das Flugzeug oder den Hubschrauber nehmen. Es ist für sie zu gefährlich, die Strasse zu benutzen, da die Gefahr von Entführungen oder Morden oder von improvisierten Sprengsätzen, die in der Fahrbahn versteckt sind, besteht. Auch der katholische Bischof von Niamey, Mitglied der Katholischen Bischofskonferenz von Burkina Faso und Niger (CEBN), kann nicht auf dem Landweg nach Burkina Faso kommen.

Pater Sawadogo bekräftigt, dass die Bevölkerung im Allgemeinen die Bemühungen um Frieden, den Willen der Behörden, für Sicherheit zu sorgen, und die Opfer, die gebracht werden, um die Bedrohung durch die Dschihadisten zu beseitigen, unterstützt.  

Abbé Jacques Sawadogo (© Jacques Berset)

Abbé Jacques Sawadogo (© Jacques Berset)

Abbé Jacques Sawadogo

Abbé Jacques Sawadogo wurde 1980 in Ouahigouya, Burkina Faso, geboren. Er studierte Philosophie in der Hauptstadt Ouagadougou und katholische Theologie an der Universität von Tamale in Ghana. Im Jahr 2008 wurde er zum Priester geweiht und unterrichtete anschliessend unter anderem am Priesterseminar in Ouagadougou. Ab 2016 übte er seinen pastoralen Dienst in verschiedenen Pfarreien der Diözese Sées im Departement Orne in der Basse-Normandie aus. Seit 2022 studiert er Dogmatik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Die katholische Kirche in Burkina Faso, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert, zählt mehr als 4,6 Millionen Gläubige, was einem Fünftel der Bevölkerung von etwa 23,5 Millionen Einwohnern entspricht.  

Im Jahr 2024 unterstützte das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) die katholische Kirche in Burkina Faso mit rund 2,2 Millionen Schweizer Franken für verschiedene Projekte. Als Reaktion auf die Schliessung zahlreicher Schulen und Pfarreien aufgrund von Dschihadistenangriffen versorgte ACN insbesondere 800 katholische Familien mit einem Radio, einer Solarlampe und einem USB-Stick mit aufgezeichneten Unterrichtsstunden und Katechesen für Kinder im schulpflichtigen Alter. Diese Familien mussten vor den Dschihadisten fliehen und ihren gesamten Besitz zurücklassen. Ziel war es, den Kindern zu ermöglichen, weiterhin am Unterricht teilzunehmen.

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