ACN 20230426 144910

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Christen verlassen ihre Heimat aufgrund der intensiven Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und Israel im südlichen Libanon.

Trotz der Flucht vieler Christen in sicherere Gebiete bleiben Priester und Ordensleute zurück.

Sie bleiben zurück, um jenen beizustehen, die geblieben sind, oder um nach ihren Häusern zu sehen oder weil sie aufgrund von Alter oder Gebrechlichkeit nicht in der Lage sind zu fliehen. In dieser Notsituation leistet «Kirche in Not (ACN)» Unterstützung durch die Bereitstellung von Lebensmittelpaketen und medizinischer Hilfe. Zudem ermöglicht die Organisation christlichen Schülern in der Region den Zugang zu Online-Unterricht. Laut den Informationen, die vom internationalen Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» im Libanon gesammelt wurden, sind seit Oktober in einigen christlichen Dörfern bis zu 90 % der Bevölkerung geflohen und haben in anderen Teilen des Landes Schutz gesucht. Obwohl einige Bewohner aufgrund fehlender langfristiger Unterkünfte in Beirut inzwischen zurückgekehrt sind, scheint sich diese Rückkehr vorerst verlangsamt zu haben.

Seit Beginn der Militäroperation gegen die Hamas im Gazastreifen liefern sich Israel und die Hisbollah im Südlibanon einen fast täglichen Raketenbeschuss. Die Furcht vor einer erneuten Eskalation des Krieges im Südlibanon weckt Erinnerungen an den Konflikt von 2006 und bedroht nach Ansicht der örtlichen Kirche die historische christliche Präsenz in der Region. Ein besonders betroffenes Dorf ist laut den Berichten Alma el Chaeb, wo 15 Häuser durch Raketenbeschuss zerstört wurden und Angehörige einer Familie, deren Kinder die katholische Schule des Dorfes besuchten, getötet wurden. In Yaroun wurde die melkitisch-katholische Kirche beschädigt, wobei glücklicherweise niemand verletzt wurde. Leere Strassen prägen das tägliche Bild: „Täglich finden nach wie vor Bombardierungen statt. Die Strassen sind sehr ruhig: Man sieht nicht mehr das typische Bild von Männern, die auf Hockern sitzend Kaffee trinken und von Kindern, die Fussball spielen. Die Menschen haben zu grosse Angst, um auf ihre Felder zu gehen. Das hat wirtschaftliche Auswirkungen auf die Familien, von denen viele aufgrund des anhaltenden finanziellen Zusammenbruchs im Libanon ohnehin schon arm sind“, berichtet Xavier Stephen Bisits, der die Projekte von «Kirche in Not (ACN)» in der Region leitet und kürzlich das Gebiet besucht hat.

Angesichts dieser Herausforderungen hat «Kirche in Not (ACN)» ein Notfallpaket für die katholischen Schulen in der Region genehmigt, die ihre Aktivitäten einschränken und auf Online-Unterricht umstellen mussten. „Die Aufrechterhaltung des Unterrichts ist jetzt entscheidend. Die Menschen sind dankbar dafür“, so Bisits. Aus einigen Orten haben ganze Familien das Gebiet verlassen, wobei nur eine Person zurückgeblieben ist, um nach dem Eigentum zu sehen und es vor Diebstahl zu schützen. Glücklicherweise sind andere Dörfer und Städte weniger stark betroffen. Das Leben in Tyr, einer bedeutenden Stadt mit einer christlichen Gemeinde, verläuft zum Beispiel vergleichsweise normal. Die Kirche bleibt standhaft, selbst inmitten der Unsicherheit. Während viele Menschen Zuflucht bei Verwandten in Beirut oder anderen sicheren Orten gesucht haben, bleiben die Geistlichen und Ordensleute, die der christlichen Gemeinschaft dienen, vor Ort. Nach Aussage der Verantwortlichen hat kein einziger Priester seine Herde verlassen. Kürzlich reisten sogar die Bischöfe der maronitischen und der melkitischen Kirche in die Orte an der Grenze zu Israel, um die Eucharistie zu feiern und sich persönlich ein Bild von der Situation zu machen.

„Der maronitische Bischof von Tyr hat kürzlich im Dorf Rmeich unter der Gefahr von Bomben eine Messe gefeiert. Dies zeugt von dem festen Glauben und der Widerstandsfähigkeit der Menschen in dieser Region. Der melkitische Bischof von Tyr besuchte ebenfalls die Gläubigen in den Dörfern entlang der Grenze. Er war besonders beeindruckt von der bedrückenden Leere in Yaroun, wo nur noch einige junge Männer über die Häuser wachen, darunter auch ein blinder Mann, der es nicht erträgt, das Dorf zu verlassen“, berichtet Xavier Bisits von «Kirche in Not (ACN)». Besondere Sorge gilt den älteren Menschen, die zu gebrechlich sind, um sich auf den Weg in die Sicherheit zu begeben. Die Schwestern der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens in Debel haben deshalb begonnen, diesen Schutz in ihrem Kloster zu gewähren, wann immer die Gefahr von Bombenangriffen steigt.

Es liegt eine gewisse Besorgnis über einen möglichen neuen Krieg vor. Viele christliche Familien in Beirut haben ihre Türen für diejenigen geöffnet, die aus dem Süden geflohen sind. Dies führt zu überfüllten Häusern und stellt eine Belastung für Ressourcen, psychische Gesundheit und Hygiene dar. Die örtlichen Kirchen versuchen, Gemeinschaftsräume zu schaffen, um im Falle einer Verschlechterung der Situation weitere Binnenflüchtlinge aufnehmen zu können. Die Angst vor einem erneuten Krieg beherrscht die Gespräche, und die Menschen wünschen sich Stabilität und ein Ende der Unsicherheit. Die politische und finanzielle Krise verschärft die Lage zusätzlich. Die Landwirtschaft, eine wichtige Einnahmequelle, leidet unter den aktuellen Bedingungen, da Menschen aus Angst vor Bombenanschlägen ihre Felder nicht bestellen. Die Rückkehr zu einem normalen Leben wird von vielen erhofft, aber das Fehlen einer klaren Führung und die Unsicherheit über die Zukunft tragen zur allgemeinen Besorgnis bei. Die Spannungen zwischen Israel und der Hisbollah haben zugenommen, und die aktuellen Gewalttätigkeiten haben bereits Menschenleben gefordert. Die Lage bleibt instabil, und die Unsicherheit darüber, ob es zu einem neuen Krieg kommen wird, belastet die Gemeinschaft.

«Kirche in Not (ACN)» hat mehrere Soforthilfeprojekte genehmigt, um die Kirche im Südlibanon zu unterstützen. Dazu gehören die Bereitstellung von Lebensmittelpaketen, medizinischer und sozialer Hilfe, Unterstützung für katholische Schulen, Bereitstellung von Ausrüstung für eine katholische Krankenstation und Verteilung von Hygieneartikeln. Die Zusammenarbeit erfolgt mit der maronitischen und melkitischen Kirche vor Ort sowie den Schwestern der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens.

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