Pater Jens währende eines Gottesdienstes in der Kirche mit vor dem IS geflohenen Flüchtlingen 2014. (Foto: ACN)

Pater Jens währende eines Gottesdienstes in der Kirche mit vor dem IS geflohenen Flüchtlingen 2014. (Foto: ACN)

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Der Schweizer Mönch Jens Petzold baut in Kurdistan (Irak) Brücken zwischen Muslimen und Christen

Dem Zürcher Mönch Jens Petzold, liegt der christlich-islamischen Dialog in seinem Kloster in Sulaimaniyyaim, Irak, am Herzen. Dies berichtet er Mitte Mai in in Winterthur und Zürich.

Text: Jacques Berset

Pater Jens feierte zwischen dem 17. und 19. Mai auf Einladung von «Kirche in Not (ACN)» fünf Gottesdienste in Zürich und Winterthur. Der Gast aus dem Irak leitet seit 2012 die chaldäisch-katholische Klostergemeinschaft Deir Maryam Al-Adhra (Kloster der Jungfrau Maria) in Sulaimaniyya, Irak, im historischen Stadtteil Sabunkaran, der als „Viertel der Seifenmacher“ bekannt ist und auf die Gründung der Stadt im Jahr 1784 zurückgeht. Pater Jens bezeugt in diesem Ballungsraum mit zwei Millionen Einwohnern seinen Wunsch, „eine Brücke zwischen den Religionen zu bauen“. In einer Stadt, in der die Mehrheit Sorani-Kurdisch spricht, arbeitet der Zürcher daran, eine Zukunft des Miteinanders zwischen muslimischen, christlichen, jesidischen, arabischen, kurdischen und syrischen Bewohnern aufzubauen, „denn sie sind es, die morgen das Sagen haben werden“. 

Pater Jens Petzold vor der Kirche St. Peter und Paul in Winterthur. (Foto: ACN)

Pater Jens Petzold vor der Kirche St. Peter und Paul in Winterthur. (Foto: ACN)

Christen sind in Sulaimaniyya sicher 


Sulaimaniyya, die Kulturhauptstadt Kurdistans, eine Stadt der Literatur, Künstler und Denker. Es ist eine offene Stadt, in der sich Christen sicher fühlen und keineswegs bedroht sind. Die Mehrheit der Bevölkerung ist Anhänger des Sufi-Islam. Auf dem Land gibt es durchaus Salafisten und Muslimbrüder. Diese bleiben jedoch gegenüber dem traditionellen Islam, der nicht extremistisch ist, in der Minderheit.

Die christliche Gemeinschaft besteht aus etwa 800 einheimischen, traditionell arabischsprachigen Christen, die schon lange hier sind, sowie etwa 400 irakischen Christen, die zwischen 2003 und 2014 aufgrund des Krieges hierher kamen, und etwa ebenso vielen konvertierten Christen in evangelikalen Gruppen. Ausserdem gibt es rund 500 christliche Einwanderer aus Asien und Afrika. Es handelt sich um Arbeiter, Haushaltshilfen, Krankenschwestern und Ingenieure von den Philippinen, aus Indien und Pakistan, aber auch aus Eritrea und Äthiopien sowie einige ägyptische Kopten. Hinzu kommt noch eine Reihe von westlichen Christen.

Im Jahr 2014 hatte das Kloster 250 christliche Flüchtlinge aufgenommen, die unter anderem aus dem syrisch-katholischen Ort Karakosch und dem hauptsächlich von syrisch-orthodoxen Christen bewohnten Bartella stammten, nachdem die Terroristen des IS, die christlichen Dörfer in der Ninive-Ebene erobert und kontrolliert hatten.

Pater Jens Petzold beim Einkaufen auf dem Markt. (Foto: ACN)

Pater Jens Petzold beim Einkaufen auf dem Markt. (Foto: ACN)

Im Irak denken viele Christen an Emigration


„Diese sind zum Teil in ihre Dörfer zurückgekehrt, andere haben sich in Ankawa niedergelassen, dem christlichen Vorort von Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan im Irak. Ein Drittel ist nach Australien, Kanada oder in die USA ausgewandert... Viele derjenigen, die nach Karakosch zurückgekehrt sind, versuchen auszuwandern: Sie sehen keine Zukunft für ihre Kinder, wollen für sie eine bessere Schule, ganz zu schweigen von den Sicherheitsproblemen, und sind vor allem auf wirtschaftlicher Ebene mit einer hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert...“, so Pater Jens.

Es fehlt an Arbeitsplätzen, weshalb es für die junge Bevölkerung an Perspektiven mangelt. In der Region bestehen die Teams, die an den Ölbohrungen arbeiten, oft aus Ausländern, die nicht einmal die Stadt betreten. „Die jungen Leute brauchen, um arbeiten zu können, eine diversifizierte Wirtschaft, die nicht nur von der Armee oder der Verwaltung abhängig ist. Das hat sich zwar ein wenig geändert, einige Unternehmen siedeln sich an, aber das reicht bei weitem nicht aus,“ so der Zürcher Geistliche.

Im Jahr 2017 eröffnete das Kloster Deir Maryam Al-Adhra eine Sprachschule, um Flüchtlingen im irakischen Kurdistan die Möglichkeit zu geben, Kurdisch zu lernen. Die Schule hat sich im Laufe der Jahre erheblich weiterentwickelt. Sie unterrichtet nun Kurdisch, Arabisch und Englisch. Ein Team von 38 Personen - Lehrer, Sekretariat, Verwaltung - bietet unter anderem Online-Kurse an, die von dem internationalen Jesuitenwerk Jesuit Worldwide Learning JWL mit Sitz in Genf angeboten werden. 

Pater Jens Petzold bei der Übergabe von Diplomen in seinem Kloster im Irak. (Foto: ACN)

Pater Jens Petzold bei der Übergabe von Diplomen in seinem Kloster im Irak. (Foto: ACN)

Viele Kurs-Teilnehmer sind Muslime

„Etwa 2.000 bis 3.000 Menschen kommen jedes Jahr ins Kloster, um an diesen Kursen teilzunehmen, und nur wenige von ihnen sind Christen... Bei uns kommen alle: hauptsächlich sunnitische Muslime, Syrer, Kurden, aber auch Angehörige von Minderheiten wie Jezsiden, Sabäer, Baha'is. „Diese Mischung ist gewollt, wir lernen gemeinsam, wir wollen die Schranken aufheben. Neben Sprachkursen haben wir auch Programme zu den Themen Management und Entscheidungsfindung entwickelt“, so Jens Petzold. 

Für die Flüchtlinge liefern diese Kurse somit die unerlässlichen Schlüssel, um sich in ihrer Aufnahmestadt zu integrieren, was ihnen die Hoffnung auf einen Arbeitsplatz ermöglicht. „Wir gehen auf die pastoralen Bedürfnisse der christlichen Gemeinde vor Ort ein und sind aktiv an der Förderung des Dialogs zwischen Muslimen und Christen beteiligt, auch durch die Kurse im Kloster“, gemäss Pater Jens nicht ohne Stolz. 

Der Zürcher Mönch ist der Meinung, dass der grösste Beitrag des Klosters wahrscheinlich in den informellen Begegnungen liegt, die es ermöglicht: „Zusammen Tee zu trinken ist effektiver für den Frieden als lange Diskussionen über Menschenrechte, das ist meine persönliche Überzeugung“. Die multiethnischen, mehrsprachigen und multireligiösen Theaterworkshops, an denen sowohl Kurden als auch Araber teilnehmen, tragen zum „Zusammenleben“ bei. Die Theaterteilnehmer bereiten für diesen Herbst eine freie Adaption von Ovids Metamorphosen vor und planen Tourneen durch mehrere Städte im irakischen Kurdengebiet. 

Nebst den Kursen organisiert Pater Jens für christliche Kinder und Jugendliche in Sulaimaniyya auch Sommerlager und kann dabei auf die Hilfe von «Kirche in Not (ACN)» zählen. Das Hilfswerk baute in der Vergangenheit in der Ninive-Ebene Tausende durch den IS zerstörte Häuser christlicher Familien wieder auf und renovierte von den Islamisten mutwillig zerstörte Kirchen, Pfarrhäuser und Klöster. Heute hilft «Kirche in Not (ACN)» im Irak beim Betrieb der einzigen katholischen Universität in Erbil. Zudem finanziert das Hilfswerk ärmeren christlichen Studierenden und Schülern Studien- und Schulgebühren und steht Priestern mit Mess-Stipenden und Ordensschwestern mit Existenzhilfe bei. 

Katholische Studenten an der kath. Universität Erbil können dank Hilfe von ACN studieren. (Foto: ACN)

Katholische Studenten an der kath. Universität Erbil können dank Hilfe von ACN studieren. (Foto: ACN)

Ihre Hilfe zählt: Zukunft für die Christen im Irak durch Bildung und Seelsorge

Mit Ihrer Spende schenken sie den irakischen Christen und dem Zürcher Pater Jens Petzold Hoffnung. Sie unterstützen Bildungsprogramme, die jungen Menschen eine Perspektive bieten und ihre Zukunft sichern. Das Christentum ist seit rund 2000 im heutigen Irak bezeugt. Lebten 2003 noch rund 1.5 Mio. Christen im Land, so sind es nur noch rund 150'000. Daher ist es wichtig, die verbliebenen Christen vor Ort zu unterstützen. Danke, dass Sie mithelfen, dass das Christentum im Irak eine Zukunft hat.

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