Nothilfe für die Christen, die vor zwei Jahren alles verloren haben (Pakistan, © ACN)
Im August 2023 wurden in der Stadt Jaranwala in Pakistan 26 Kirchen und zahlreiche Häuser von Christen zerstört - Gerechtigkeit lässt immer noch auf sich warten.
Bischof Joseph Indrias Rehmat, Pakistan (© ACN)
Genau zwei Jahre nach der grausamen Tat, die als der schlimmste gewalttätige Angriff auf Christen in der 78-jährigen Geschichte Pakistans beschrieben wird, erklärt der Ortsbischof des betroffenen Distrikts, dass keiner der Tausenden Verdächtigen bislang vor Gericht gestellt worden sei – und dass er sowie seine Gemeinschaft darüber verärgert seien.
Nach Aussagen von Bischof Indrias Rehmat würden die Christen im Bezirk Jaranwala in Punjab vor Wut gerne schreien und brüllen, denn nach den Gewalttaten vom 16. August 2023 wurden 26 Kirchen, 80 christliche Häuser, Kirchenräume, Pfarrhäuser und sogar christliche Grabsteine beschädigt, ohne dass offenbar Gerechtigkeit gefunden worden sei. Seine Äußerungen fallen zwei Monate danach, dass das Anti-Terror-Gericht in Faisalabad alle zehn Personen freigesprochen hat, die wegen der Brandstiftung an einer der Kirchen angeklagt waren. Von den 5.213 Personen, die im Zusammenhang mit den Gräueltaten angeklagt wurden, wurden zwar über 380 festgenommen, viele gegen Kaution freigelassen, doch es gab bislang keine Verurteilungen.
In einem Interview mit dem katholischen Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)», das verfolgte Christen unterstützt, erklärte Bischof Rehmat von Faisalabad am 14. August: „Es wurde keine Gerechtigkeit geübt. Die Polizei hat ihre Pflicht nicht erfüllt. Niemand wurde bestraft, und niemand wurde angemessen zur Rechenschaft gezogen. Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir keine Hoffnung, dass die Schuldigen bestraft werden.“ Der Bischof sagte, die Menschen seien von lokalen Extremisten körperlich bedroht und schikaniert worden, weil sie es gewagt hatten, Gerechtigkeit zu fordern. Jetzt seien sie jedoch so wütend, dass sie entschlossen seien, sich laut zu äussern: „Was sich in den letzten zwei Jahren seit den Anschlägen geändert hat, ist, dass die Menschen jetzt bereit sind, für ihre Rechte zu kämpfen. Sie sagen, wir sollten schreien und brüllen.“
Er fügte hinzu, dass die Menschen zusätzlich verärgert darüber seien, dass die einzigen Personen, die im Zusammenhang mit den Gräueltaten verurteilt worden seien, Christen seien. Dazu gehören die Brüder Rocky und Raja Masih, die wegen Blasphemie – eine vermeintliche Schändung des Korans soll die Gewalt ausgelöst haben – angeklagt und später freigesprochen wurden, sowie Ehsan Masih (nicht verwandt), der wegen der Verbreitung eines Bildes des beschädigten Textes in den sozialen Medien schuldig befunden wurde.
Im April wurde der Christ Pervaiz Masih (ebenfalls nicht mit den Brüdern verwandt) zum Tode verurteilt, weil er angeblich Blasphemie begangen und Raja als Vergeltungsaktion mit hineingezogen habe. Pater Khalid Rashid Asi, Direktor der Diözesanabteilung der Nationalen (Katholischen) Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (NCJP) in Faisalabad, einer Organisation zur Verteidigung von Christen, äusserte gegenüber «Kirche in Not (ACN)» Zweifel an den Urteilen: „In der Gegend gibt es Personen, die unseren Leuten sagen, sie sollen nicht vor Gericht gehen, und unsere Leute haben Angst, weil die muslimischen Terroristen und Fundamentalisten sehr stark sind. Es gibt Drohungen. Aber unsere Leute sind sehr wütend. Nach zwei Jahren warten sie immer noch auf Gerechtigkeit. Die angeklagten Muslime wurden nicht verurteilt. Die anderen sind gegen Kaution freigelassen worden.“
Pakistan - grosse Zerstörung nach Angriff auf Christen 2023 (© ACN)
Nothilfe für die betroffenen Christen in Pakistan (© ACN)
Pater Rashid kritisierte ausserdem das Entschädigungspaket der Regierung für die Opfer, und erklärte, dass zwar die meisten der bei den Ausschreitungen beschädigten Gebäude wieder aufgebaut worden seien, die Reparaturen jedoch in vielen Fällen zu wünschen übrigliessen.
Die Spannungen und die Bestürzung in der christlichen Gemeinde haben diese Woche ihren Höhepunkt erreicht, nachdem ein muslimischer Geistlicher in einer Rede, in der er den umstrittenen Abriss einer Moschee in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad verurteilte, antichristliche Äusserungen gemacht hatte. In der Rede, die in den sozialen Medien viral ging, bezeichnete der Geistliche Kirchen als „Dreckhaufen“. Als Reaktion darauf veröffentlichte die Katholische Bischofskonferenz Pakistans eine Erklärung, in der sie seine Äusserungen als „beleidigend“ und „zutiefst herabwürdigend“ gegenüber Christen bezeichnete.
In seinem Interview mit «Kirche in Not (ACN)» betonte Bischof Rehmat „Gründe zur Hoffnung“ und dankte «Kirche in Not (ACN)» für die Soforthilfe für die Opfer von Jaranwala, darunter Lebensmittelpakete, Haushaltsgegenstände und Hilfe für die Reparatur von Gebäuden. Er sagte: „Ich bin sehr dankbar, dass «Kirche in Not (ACN)» bereit ist, unserem Volk zur Seite zu stehen, wann immer Bedarf besteht. Ihre moralische Unterstützung, Ihre Gebete und Opfer sind enorm. «Kirche in Not (ACN)» ist eine grosse Stütze für uns.“
Bischof Rehmat sagte, dass er am Jahrestag der Gräueltaten (16. August) der Segnung und Wiederweihe der katholischen St. John’s-Kirche in Jaranwala vorstehen werde, die bei den Gräueltaten schlimm beschädigt worden war. Das nahe gelegene Pfarrhaus muss noch wieder aufgebaut werden.
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