Ordensschwester Samia Jreij Gründerin des Zentrums Seneve in Homs, Syrien, bei der Arbeit (Foto: ACN/Ismael Martínez Sánchez)

Ordensschwester Samia Jreij Gründerin des Zentrums Seneve in Homs, Syrien, bei der Arbeit (Foto: ACN/Ismael Martínez Sánchez)

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Syrien: Schwester Samia im Dienst von Menschen mit geistiger Behinderung

Als Oberin der Homser Gemeinschaft der Kongregation der Heiligen Herzen Jesu und Mariens, einer syrischen Gemeinschaft war Schwester Samia Jreij letzte Woche in der Schweiz zu Besuch.

Text: Jacques Berset

Schwester Samia Jreij gründete 2006 in der Altstadt von Homs das Zentrum Seneve eine Tagesstätte für Menschen mit geistiger Behinderung, die an Trisomie, Autismus und anderen Beeinträchtigungen leiden. Das Zentrum Seneve wird von «Kirche in Not (ACN)» und anderen Hilfswerken unterstützt. Die Nonne aus einem Dorf in der Nähe von Homs, etwa 100 Kilometer von Damaskus entfernt, erklärt, ihr Ziel sei es, Menschen mit geistigen Behinderungen eine angepasste Ausbildung zu bieten, um nicht nur ihre persönliche Entwicklung, sondern auch ihre langfristige Integration in die syrische Gesellschaft zu fördern. Mit einem Programm aus pädagogischen und sozialen Aktivitäten, das auf alle Stufen zugeschnitten ist, versucht das Zentrum, ihre Selbstständigkeit zu fördern und ihre Talente zu entwickeln.

Zentrum in Homs: Hilfe für Christen und Muslime mit Behinderung in Syrien

Das Zentrum beherbergt derzeit 140 Personen, Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 15 Jahren, die jeden Morgen zum Unterricht kommen und um 13.30 Uhr wieder zu ihren Eltern zurückkehren, sowie Menschen bis 30 Jahre, die nachmittags in den Werkstätten bleiben und Holz bearbeiten oder Kerzen herstellen. Die Mädchen haben Nähwerkstätten und alle arbeiten unter der Aufsicht von Spezialisten. 
Das Zentrum richtet sich „sowohl an Christen als auch an Muslime, die unter den Begünstigten die Mehrheit bilden“, erklärt Schwester Samia. Sie betont, dass sie sich für die Kongregation der Heiligen Herzen Jesu und Marias entschieden hat, weil sie für alle offen ist. „Wir arbeiten für den Menschen, unsere Mission ist universell“. Der Slogan der Broschüre, in das Seneve vorgestellt wird, spricht für sich: „Mit dem Menschen und für den Menschen“.

Die Ordensschwester Samia Jreij gründete 2006 das Zentrum Seneve in Homs (Foto: ACN/Jacques Berset)

Die Ordensschwester Samia Jreij gründete 2006 das Zentrum Seneve in Homs (Foto: ACN/Jacques Berset)

Syriens vergessene Menschen: Schwester Samia kämpft für Inklusion von Behinderten

Es war der niederländische Jesuit Frans van der Lugt (ermordet am 07.04.2014 in Homs), der in Qousseir bei Homs das Zentrum Al Ard („die Erde“) für Menschen mit geistigen Behinderungen eröffnet hatte, der Schwester Samia vorschlug, ein solches Zentrum in ihrem Kloster in Homs, im Stadtteil Bustan al-Diwan, zu eröffnen. „Wir hatten einen Bedarf wahrgenommen, denn in unserem Land gibt es nicht viel für Menschen mit Behinderungen, es ist nicht die Priorität des Staates. Junge Menschen mit Behinderungen gingen nicht zur Schule, sondern blieben zu Hause. Wir mussten etwas tun und ihnen helfen, nach draussen zu kommen! Als die Kongregation 2006 beschloss, das Projekt zu starten, baten sie mich, es zu leiten.“
Das Zentrum hat 52 Mitarbeiter, die von Fachkräften für Logopädie und Psychomotorik über pädagogische Koordination, Sekretariat, Küche, Logistik bis hin zu Fahrern und Hausmeistern reichen. Für diese Arbeit des Zentrums erhält Schwester Samia Unterstützung von verschiedenen Hilfswerken. «Kirche in Not (ACN)» finanziert seit mehr als zehn Jahren den Transport der Betreuten, den Kauf von Schulmaterial und die Miete eines Gebäudes. Gemeinsam mit anderen Hilfswerken hat «Kirche in Not (ACN)» auch beim Wiederaufbau der während des Krieges zerstörten Schule unterstützt.

Ordensschwester Samia Jreij Gründerin des Zentrums Seneve in Homs beim Fussballspiel (Foto: ACN/Ismael Martínez Sánchez)

Ordensschwester Samia Jreij Gründerin des Zentrums Seneve in Homs beim Fussballspiel (Foto: ACN/Ismael Martínez Sánchez)

Geringe Aktzeptanz von Menschen mit Behinderung – und wer ihnen hilft

Im Januar dieses Jahres hat das Zentrum einen neuen Anbau errichtet, ein Wohnheim für alleinstehende und ältere Behinderte, die keine Eltern mehr haben. Schwester Samia weist darauf hin, wie wichtig es ist, mit den Eltern und Geschwistern der Menschen mit Behinderungen zu arbeiten, da die Tendenz besteht, sie vor den Augen der anderen zu verstecken. „Es ist eine Menge Arbeit, die Eltern dazu zu bringen, die Person mit Behinderung zu akzeptieren!“ Sie betont, dass das Zentrum die Fähigkeiten dieser Menschen hervorhebt und ihnen eine Zukunft in der Gesellschaft ermöglicht. 
Schwester Samia, seit 25 Jahren Ordensfrau, will mit ihren Projekten der syrischen Gesellschaft etwa Gutes tun. Angesichts der zahlreichen Herausforderungen sagt sie, dass sie ihre Kraft „aus unserem Herrn und dem Gebet“ schöpft.

Zerstörte Häuser in Homs Syrien (Foto: ACN)

Zerstörte Häuser in Homs Syrien (Foto: ACN)

1000 zerstörte Häuser in Homs wieder aufgebaut – Schwester Samia hilft Familien zurück ins Leben

Die Ordensschwester hat auch andere Projekte in Homs: die Sanierung und den Wiederaufbau von Häusern, die von den Bewohnern der 2015 befreiten, aber durch die Kämpfe zwischen der Regierungsarmee und den Dschihadisten völlig zerstörten Altstadt verlassen worden waren. Die Bewohner waren in die umliegenden Dörfer oder in das Wadi al-Nasara („Das Tal der Christen“) geflohen, doch als sie zurückkehrten, erkannten sie ihre Nachbarschaft nicht wieder... „Wir sanieren die Häuser für alle. Bisher haben wir rund 1 000 Häuser saniert, sowohl für Christen als auch für Muslime! Dabei kann sie sich auf die Zuwendungen verschiedener Hilfswerke verlassen. 

Nicht verfolgt, aber in Unsicherheit - Die Lage der Christen in Syrien

„Als Christen werden wir heute in Syrien nicht verfolgt, aber wir leben in Ungewissheit, die Situation ist instabil und kompliziert. Viele Christen kommen zu uns, um ihnen bei der Auswanderung zu helfen“, gesteht Schwester Samia. 
Syrien, das für seine Vielfalt bekannt ist - neben der grossen sunnitischen muslimischen Mehrheit gibt es im Land Christen, schiitische Muslime, Drusen, Kurden usw. - wird nun von Ahmed Al-Chareh, dem ehemaligen Anführer der Al-Nosra-Front, dem syrischen Zweig von Al-Qaida, regiert, dessen Anhänger nun die wichtigsten Regierungsposten besetzen. Die Lage ist instabil und die alawitische Minderheit steht im Visier der neuen Machthaber. „Das Leben ist schwierig, es gibt viel Arbeitslosigkeit, man hat die Mitglieder der Armee und der Verwaltung entlassen. Die Staatsangestellten haben seit drei Monaten keinen Lohn mehr erhalten. Strom- und Heizungsausfälle sind eine Realität.“

Behinderte haben es in Syrien besonders schwer. (Foto: ACN/Ismael Martínez Sánchez)

Behinderte haben es in Syrien besonders schwer. (Foto: ACN/Ismael Martínez Sánchez)

Verarmtes Land ohne soziales Netz - Die Kirche leistet Hilfe

Schwester Samia hat ausserdem mit Hilfe von Vereinen Ende 2019 und 2020 in der Altstadt ein medizinisches Zentrum mit Ärzten, Apothekern, Krankenpflegern und Psychologen eingerichtet, „um die Seelen wieder aufzubauen“. Diese Klinik hilft bei der Beschaffung von Medikamenten für mittellose Kranke und finanziert deren chirurgische Eingriffe, da es in dem Land keine Sozialversicherung gibt. „Das Geld aus der Rente reicht nicht aus, um die Medikamente zu bezahlen. Da sich die Wirtschaftskrise verschärft, sehen wir, dass die Kinder Vitaminmangel haben, unterernährt sind und an armutsbedingten Krankheiten leiden“. Das Ziel von Samia und ihren Mitstreiterinnen ist es, den Wiederaufbau des Landes durch Bildungs- und Sozialprojekte zu unterstützen und zu versuchen, „die jungen Leute, die vom Auswandern träumen, zum Bleiben zu bewegen.“ 

Ordensschwester Samia Jreij Gründerin des Zentrums Seneve in Homs (Foto: ACN/Ismael Martínez Sánchez)

Eine Frage der Menschlichkeit - Syrien braucht unsere Hilfe!

Durch Ihre Hilfe kann die Kirche in Syrien Hoffnung schenken. Dank Ihrer Grosszügigkeit unterstützt «Kirche in Not (ACN)» Projekte wie jenes von Schwester Samia, die Kindern mit Behinderung in Homs ein Leben in Würde ermöglicht. In den vergangenen Jahren konnten so – dank Wohltäterinnen und Wohltätern wie Ihnen – bereits über CHF 50 Millionen in lebenswichtige Hilfsprojekte in Syrien investiert werden. Doch die Hilfe muss weitergehen: Viele Menschen sind aktuell auf Ihre Unterstützung angewiesen.

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