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  • Christen des Gazastreifens während des Krieges, Pfarrei der Heiligen Familie. (Foto© Latin Patriarchate of Jerusalem)
  • Jerusalem, Zubereitung von Mahlzeiten für geschützte und vertriebene Familien aufgrund des Krieges. (Foto© Latin Patriarchate of Jerusalem)
  • Christen des Gazastreifens während des Krieges, Pfarrei der Heiligen Familie. (Foto© Latin Patriarchate of Jerusalem)
  • Soforthilfe (3) für Christen im Gazastreifen: Bargeld, Schaffung von Arbeitsplätzen, Sozialarbeiter - Januar bis Mai 2024 (Foto© Latin Patriarchate of Jerusalem)
  • Christen des Gazastreifens während des Krieges, Pfarrei der Heiligen Familie. (Foto© Latin Patriarchate of Jerusalem)
  • Taufe in der Kirche der Heiligen Familie in Gaza-Stadt am 15.10.2023. (Foto© Latin Patriarchate of Jerusalem)

Christen im Heiligen Land sind verzweifelt: „Wir hätten nie gedacht, dass der Krieg so lange dauern würde!“

«Kirche in Not (ACN)» setzt seine Hilfe fort, damit die christlichen Gemeinschaften in Israel und Palästina überleben können. So unterstützt das Hilfswerk lokale kirchliche Projekte zur Überwindung der durch den Krieg verursachten Schwierigkeiten.

Mit dem Ausbruch des Krieges nach dem 7. Oktober hat das internationale Hilfswerk «Kirche in Not (ACN)» die Hilfe für die christlichen Gemeinschaften im Heiligen Land intensiviert. Derzeit unterstützt «Kirche in Not (ACN)» 602 Familien direkt mit Lebensmittelgutscheinen, 128 Familien bei Grundbedürfnissen wie Strom, Wasser und ähnlichem sowie 122 Menschen mit medizinischer Hilfe. Darüber hinaus finanziert es ein Arbeitsbeschaffungsprogramm und andere Projekte. 

Das päpstliche Hilfswerk hat Israel und das Westjordanland besucht, um die Fortschritte dieser Projekte zu bewerten und neue Projekte zur Unterstützung der Christen im Heiligen Land zu erkunden. Der Krieg betrifft alle Gesellschaftsschichten und alle religiösen und ethnischen Gruppen, doch Christen sind häufig besonders stark betroffen, vor allem außerhalb des Gazastreifens. Anfangs dachten die Christen, der Krieg sei nur vorübergehend: „Wir dachten, der Krieg würde nach fünf Monaten enden, aber das war nicht der Fall. Viele Christen haben ihre Arbeit verloren, ihre Gehälter wurden gekürzt oder sie haben überhaupt kein Einkommen mehr. Dennoch geht das Leben weiter und sie müssen ihre Familien ernähren, Schulgeld und Miete bezahlen. Das Leben ist sehr schwer für sie geworden“, sagte Dima Khoury gegenüber der Delegation von «Kirche in Not (ACN)» bei einem Treffen im Lateinischen Patriarchat von Jerusalem (LJP).

„Die Mittelschicht wurde arm, und die Armen noch ärmer. Viele wohlhabende Familien, die eigene Unternehmen besassen, haben das Land verlassen. Je länger der Krieg andauert, desto mehr fürchten wir, dass das Heilige Land zum nächsten Syrien wird, zu einem Krieg ohne Ende.“ Selbst bei einem sofortigen Kriegsende würde die Wirtschaft ein Jahr zur Erholung benötigen, so Dima Khoury. Dima Khoury leitet die Abteilung für soziale Dienste des Patriarchats, die den Christen hilft, die Krise zu überstehen. «Kirche in Not (ACN)» war eine der ersten Organisationen, die viele der vom Patriarchat eingerichteten Projekte finanziell unterstützt hat, z. B. durch Lebensmittelgutscheine für Soforthilfe, die Finanzierung von Medikamenten und Behandlungen und die Umsetzung eines Arbeitsbeschaffungsprogramms, das vielen ermöglicht, wieder zu arbeiten und einen angemessenen Lohn zu verdienen.

 „Die Kirche steht den Familien während des Krieges weiterhin zur Seite und unterstützt sie. Im Gazastreifen, in Ostjerusalem und im Westjordanland haben wir 715 Familien durch den Fonds für humanitäre Hilfe und Soforthilfe unterstützt“, erklärte Khoury. „Mit dem von «Kirche in Not (ACN)» finanzierten Arbeitsbeschaffungsprogramm können wir drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Wir unterstützen Familien, bringen Geld in die Gemeinde und erhalten einige christlich geführte Organisationen am Leben“, fügte sie hinzu.

Ein Grossteil der Hilfe fliesst in die medizinische Versorgung, besonders für palästinensische Christen im Westjordanland, die keine staatlichen Gesundheitsleistungen erhalten, da sie keine israelischen Staatsbürger sind. Das Patriarchat unterstützt 200 chronisch Kranke mit Medikamenten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Finanzierung von Schulgebühren, auch für diejenigen, die nicht das umfangreiche Schulnetz der LJP besuchen, sowie von Studiengebühren für Universitätsstudenten aller christlichen Konfessionen. „Wir haben auch ein ernstes Wohnungsproblem, vor allem in Ostjerusalem, da die meisten Christen in Mietwohnungen leben und von Zwangsräumung bedroht sind, wenn sie die Miete nicht zahlen können“, sagte Khoury.

Bischof William Shomali, Patriarchalvikar für Jerusalem und Palästina, erklärte gegenüber «Kirche in Not (ACN)», dass kaum ein Tag ohne neue Hilfegesuche vergehe. „Ich bekomme fast täglich Anrufe von Menschen aus dem Norden oder Süden. Einige können ihre Miete nicht zahlen, andere können keine Lebensmittel bezahlen, wieder andere benötigen eine Einreisegenehmigung.“ „Der grösste Bedarf besteht an Einreisegenehmigungen nach Israel aus dem Westjordanland. Früher waren es 160.000, jetzt sind es, glaube ich, nicht mehr als 10.000, wahrscheinlich 8.000. Aber die Menschen wollen wirklich arbeiten. Deshalb schätze ich die Unterstützung von «Kirche in Not (ACN)» bei Projekten zur Schaffung von Arbeitsplätzen, anstatt nur Almosen zu geben. Das ist ein gutes Prinzip, um die Würde der Menschen zu bewahren“, so der Bischof.

„Ich bin sicher, dass die christliche Präsenz überleben wird“

Die «Kirche in Not (ACN)»-Delegation traf sich auch mit Sami El-Yousef, dem Verwaltungsdirektor des LJP, der alle Ausgaben und Projekte überwacht. Er bestätigte, dass die Lage verzweifelter ist als erwartet, zeigte sich aber zuversichtlich, dass die christliche Gemeinschaft dank der Hilfe den Sturm überstehen könne. „Um ehrlich zu sein, dachten wir anfangs nicht, dass dies alles lange dauern würde, obwohl wir wussten, dass die Konsequenzen des Krieges zerstörerisch sein würden, und wir hatten keine speziellen Gelder für Notfälle zur Verfügung. Vor allem die Auswirkungen auf das Westjordanland haben wir nicht vorhergesehen. Wir haben schon früher Schließungen, den Entzug von Genehmigungen und den Verlust von Arbeitsplätzen erlebt, z. B. während der Covid-19-Pandemie, aber wir dachten, es sei auch dieses Mal nur vorübergehend. Jetzt wissen wir jedoch, dass dies langfristige Auswirkungen haben wird“, sagte er.

„Es war ein Segen, so früh die Unterstützung von «Kirche in Not (ACN)» erhalten zu haben, denn so konnten wir vom ersten Tag an handeln. In diesem Jahr waren wir wirklich eine Kirche in Not. Wir brauchen jede Unterstützung, die wir von unseren Freunden in der ganzen Welt bekommen können, und «Kirche in Not (ACN)» reagierte als einer der ersten“, sagte Sami El-Yousef. Bezüglich der Aussetzung der Einreisegenehmigungen für Westjordanland-Bewohner erklärt Sami El-Yousef: „Die Menschen dachten, es würde nur ein paar Monate dauern, und dann müsste Israel die Genehmigungen wieder ausstellen, weil sie die Arbeiter brauchen. Aber bei der derzeitigen israelischen Mentalität zählt das nicht. Stattdessen importiert Israel Arbeitskräfte aus der ganzen Welt, was die Kosten verdoppelt, ganz zu schweigen davon, dass es sich bei den Migranten um Menschen ohne die erforderlichen Qualifikationen oder Sprachkenntnisse handelt“. Dies veranschaulicht, wie die Angriffe vom 7. Oktober zu einem völligen Vertrauensverlust zwischen Arabern und Israelis im Heiligen Land geführt haben.

„Wenn wir nur auf den politischen Horizont fixiert wären, würden wir unsere Koffer packen und gehen. Aber dieses Land hat schon viele Krisen durchgemacht, und die Kirche hat immer einen Weg gefunden, ihre Gemeinschaft zu unterstützen. Es gibt keinen Grund zu glauben, dass es jetzt anders sein wird. Es ist schwieriger, und wir müssen sorgfältig darüber nachdenken, was wir in Zukunft tun werden, aber ich bin sicher, dass die christliche Präsenz überleben wird und dass die Kirche mit ihren Institutionen präsent bleiben muss.“