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  • Am 2. April 2023 feierten die Christen des Heiligen Landes den Palmsonntag mit einer Messe am Heiligen Grab und einer Prozession von Bethphage auf dem Ölberg nach Sankt Anna in der Altstadt von Jerusalem.(Bild © Latin Patriarchate of Jerusalem)
  • Erzbischof Pizzaballa während der Feier der Heiligen Messe.(Bild © Latin Patriarchate of Jerusalem)
  • Am 2. April 2023 feierten die Christen des Heiligen Landes den Palmsonntag mit einer Messe am Heiligen Grab und einer Prozession von Bethphage auf dem Ölberg nach Sankt Anna in der Altstadt von Jerusalem.(Bild © Latin Patriarchate of Jerusalem)

Jerusalem: “Wenn die Wunden noch bluten, ist nicht der richtige Zeitpunkt, von Politik zu sprechen”, sagt Lateinische Patriarch

Pierbattista Kardinal Pizzaballa traf am Mittwoch, dem 17. Juli, eine Delegation von «Kirche in Not (ACN)» in Jerusalem und drückte seine Dankbarkeit für die erhaltene Hilfe aus.

Die Lage im Heiligen Land bleibt dramatisch, ohne Aussicht auf eine baldige Verbesserung. Vor diesem Hintergrund rief der Lateinische Patriarch von Jerusalem die Christen dazu auf, die politischen Diskussionen zu unterbrechen und gemeinsam zu beten. 

Im Gespräch mit einer Delegation von «Kirche in Not (ACN)», die das Heilige Land vom 15. bis 19. Juli besucht, um Solidarität mit den Christen vor Ort zu zeigen und Hilfsprojekte für die Kirche in der Region anzuschauen, erklärte der Patriarch: „Die Situation ist derart polarisiert, dass, wenn man den Palästinensern gegenüber Nähe zeigt, sich die Israelis verraten fühlen, und umgekehrt. Wenn ich über das Leid im Gazastreifen spreche, berichten mir die hebräischen Katholiken von den Gegenden, die unter den Angriffen am 7. Oktober gelitten haben, und auf der anderen Seite denken die Palästinenser nur an den Gazastreifen. Jeder möchte ein Monopol auf das Leiden haben.“ Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem ist in sechs Vikariate aufgeteilt: Jordanien, Israel, Zypern, Palästina – einschliesslich dem Westjordanland und dem Gazastreifen – und zwei für die rund 1000 hebräisch sprechenden Katholiken und für die zehntausende an Migranten und Asylsuchenden.

„Wir haben Katholiken des hebräischen Vikariats, die mit der Armee im Gazastreifen eingesetzt sind, und wir haben Katholiken, die in Gaza bombardiert werden. Es ist nicht einfach“, so der Patriarch zu «Kirche in Not (ACN)». „Wir müssen die Politik zurücklassen, müssen uns treffen, zusammen beten. Jetzt, da die Wunden noch bluten, ist nicht der richtige Zeitpunkt, von Politik zu sprechen. Das Leiden des Anderen zu erkennen, ist nicht so leicht, wenn du selbst leidest“, sagte der Patriarch während des Treffens.

Die Lösung sei laut Kardinal Pizzaballa nicht eine falsche Neutralität, doch es ist sei auch wichtig, dass die Kirche nicht in den Konflikt hineingezogen werde.

„Mir wird immer wieder gesagt, dass ich neutral bleiben solle. Kommen Sie mit mir nach Gaza, sprechen Sie mit meinen Leuten, die alles verloren haben, und dann sagen Sie mir, dass ich neutral bleiben soll. Das funktioniert nicht. Aber wir dürfen nicht Teil der politischen oder militärischen Auseinandersetzungen oder der Konfrontation werden Wir müssen eine konstruktive Präsenz sein, doch es ist nicht einfach, den richtigen Weg dafür zu finden.“ Das Patriarchat tut, was es kann, um der kleinen christlichen Gemeinschaft im Gazastreifen zu helfen, doch die Situation ist derart instabil, dass es extrem schwierig ist. Es kann Wochen dauern, Hilfe in die Region zu bekommen, und die Realität vor Ort ändert sich derart schnell, dass es zwecklos ist, längerfristig zu planen.

„Es ist sehr schwierig, etwas für die Zukunft von Gaza zu tun, doch wir haben Prioritäten. Alle Schulen sind zerstört oder werden als Unterkünfte verwendet, doch die Kinder haben bereits ein Schuljahr verloren und die Familien bitten um Schulunterricht, also versuchen wir, mobile Container als Schulräume zu nutzen. Wir müssen jedoch Lehrer finden, und wir müssen mit dem, was von den palästinensischen Behörden übrig ist, zusammenarbeiten“, sagte er den Vertretern von «Kirche in Not (ACN)».

Höchste Arbeitslosenquote im Westjordanland
Anders als von der Welt geglaubt, ist der Gazastreifen nicht der einzige unter der Krise leidende Ort im Heiligen Land: „Jeder ist auf den Gazastreifen konzentriert und es ist eine Katastrophe, ein wahres Verbrechen findet statt, doch im Westjordanland ist es ebenfalls dramatisch. Die meisten der Christen waren vom Tourismus abhängig, und jetzt ist die Arbeit mit den Pilgern zum Erliegen gekommen. Und diejenigen, die in Israel arbeiteten, haben keine Einreiseberechtigung mehr. Wir erleben die höchste Arbeitslosenquote der Geschichte, 78 Prozent, vor allem unter den Christen“, erklärte Kardinal Pizzaballa während des Besuchs.

«Kirche in Not (ACN)» unterstützt seit vielen Jahren Projekte im Heiligen Land, doch nach den Angriffen des 7. Oktober, die zum aktuellen Krieg führten, wurde die Hilfe erheblich aufgestockt, und «Kirche in Not (ACN)» war eine der ersten Organisationen, die dem Lateinischen Patriarchat Hilfe angeboten haben. „Jerusalem und das Heilige Land sind immer schon schwierige Orte zum Leben. Es sind wundervolle Orte, denn sie sind der Ursprung des Christentums, doch sie sind auch sehr schwierig, vor allem in dieser Zeit des Krieges, in der wir vielen Herausforderungen gegenüberstehen. Ich möchte «Kirche in Not (ACN)» und all seinen Wohltätern meine Wertschätzung ausdrücken, dafür, dass Sie unserer Kirche helfen, trotz der Notlage durch pastorale Aktivitäten weiterzuleben.  Diese Nähe und konkrete Präsenz in unserer Mitte ist ein Segen, ebenso wie die Unterstützung und Solidarität der Weltkirche für die Mutter Kirche von Jerusalem“, so der Patriarch.

Auch wenn das Hilfswerk Nothilfe geleistet und ein Programm zur Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützt hat, erklärte Kardinal Pizzaballa den Vertretern von «Kirche in Not (ACN)», dass es besonders wichtig sei, dass das Hilfswerk gewillt sei, bei der Finanzierung weiterer pastoraler Programme zu helfen, um den Glauben der Menschen zu stärken: „Sie sind da präsent, wo es schwierig ist. Bei pastoralen Aktivitäten, Sommercamps und anderen Aktivitäten, für die es nicht immer leicht ist, Spendenwerbung zu machen. Menschen, die helfen, möchten häufig ihren Namen auf einem Schild verewigt sehen, und man kann kein Schild auf der Ausbildung anbringen.“